Türkei bestellt schwedischen Botschafter wegen Erdogan-Protest ein

Türkei bestellt schwedischen Botschafter wegen Erdogan-Protest ein
Eine Puppe des türkischen Präsidenten wurde an den Füßen aufgehängt. Ankara bremst weiter Stockholms NATO-Ambitionen.

Die Türkei hat den schwedischen Botschafter in Ankara wegen eines Protests gegen Präsident Recep Erdogan einbestellt. Grund sei eine Demonstration in Stockholm gewesen, bei der eine Puppe von Erdogan an den Füßen aufgehängt worden sei, verlautete am Donnerstag aus Diplomatenkreisen in der Türkei. Botschafter Steffan Herrstrom sei ins Außenministerium beordert worden, wo ihm Ankaras Reaktion übermittelt worden sei.

"Unsere Erwartung, dass die Verantwortlichen für den Vorfall identifiziert, die notwendigen Prozesse angegangen werden müssen und Schweden seine Versprechen einhält, wurde betont", sagte ein türkischer Diplomat. Beim schwedischen Außenministerium war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund der schwedischen Bemühungen um eine Zustimmung der Türkei zu einem NATO-Beitritt des nordischen Landes.

Nicht die erste Einbestellung

Das türkische Außenministerium hatte den Botschafter bereits im Oktober wegen einer Sendung im schwedischen Fernsehen vorgeladen. Ein Satirebeitrag soll türkischen Angaben zufolge Inhalte enthalten haben, die Erdogan und die Türkei beleidigten. Schweden hat gemeinsam mit Finnland als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine einen NATO-Beitritt beantragt. Dazu sind sie auf die Zustimmung aller Bündnis-Mitglieder angewiesen. Die Türkei fordert dafür aber unter anderem, dass die beiden nordischen Staaten keine Menschen mehr im Land dulden, die von Ankara als Terroristen angesehen werden, sondern sie ausliefern. Sie sieht ihre Bedingungen bisher nicht erfüllt.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur TT will die schwedische Regierung vier Personen nicht ausliefern, die von der Türkei gesucht werden. Die Türkei wirft ihnen vor, in Verbindung mit dem Geistlichen Fethullah Gülen zu stehen, der von der Regierung in Ankara für den Putschversuch 2016 verantwortlich gemacht wird. Die Auslieferungsanträge seien schon 2019 und 2020 gestellt worden. Der Oberste Gerichtshof in Schweden habe jedoch im vergangenen Sommer entschieden, dass die Personen nicht ausgeliefert werden dürften. Die Regierung könne deshalb der Bitte der Türkei nicht nachkommen, meldete TT. Beim schwedischen Außenministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

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