Tschechien wirft Dutzende russische Diplomaten aus Prag
Tschechien hat am Donnerstag beschlossen, die Zahl der Mitarbeiter an der russischen Botschaft in Prag drastisch zu beschränken. Russland hat dafür eine Frist bis Ende Mai bekommen, teilte der tschechische Außenminister Jakub Kulhanek auf einer außerordentlichen Pressekonferenz mit Premier Andrej Babis sowie Vizepremier und Innenminister an Jan Hamacek mit. Tschechien hat jetzt in seiner Botschaft in Moskau 24 Mitarbeiter, während Russland in Prag über 94 Mitarbeiter verfügt.
Das bedeutet, dass Russland 70 Mitarbeiter zurückziehen muss, hieß es in tschechischen Medien. Zuvor hatte Kulhanek den Kreml aufgefordert, bis Donnerstag, 12.00 Uhr, die Rückkehr aller ausgewiesenen tschechischen Diplomaten in die Moskauer Botschaft zu ermöglichen. Prag wirft russischen Geheimdiensten vor, für Explosionen in einem Munitionslager in Vrbetice im Jahr 2014 verantwortlich zu sein. Dabei waren zwei Menschen gestorben. Babis hatte von einem "beispiellosen terroristischen Anschlag" gesprochen.
In Moskau reagierte man verärgert auf das Ultimatum, der Kreml sprach von "Hysterie". Das tschechische Vorgehen sehe man "extrem negativ", meinte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Die russischen Diplomaten formulierten nun ihre Position, sagte er.
Ein Kremlsprecher sprach zuletzt von absurden und völlig unbegründeten Anschuldigungen. Beide Länder wiesen bereits am Wochenende gegenseitig Botschaftsangehörige aus - Prag 18 Russen und Moskau 20 Tschechen. Die tschechische Botschaft in Moskau gilt seither als kaum mehr arbeitsfähig. Beobachter sprechen vom schwersten Konflikt zwischen beiden Staaten seit Jahrzehnten.
Tschechien bekam unterdessen die Unterstützung der NATO-Partner zugesichert. "Die Verbündeten bringen ihre tiefe Besorgnis über die destabilisierenden Maßnahmen zum Ausdruck, die Russland weiterhin im euro-atlantischen Raum (...) durchführt", heißt es in einer am Donnerstag in Brüssel veröffentlichen Mitteilung der NATO-Staaten. Man stehe uneingeschränkt solidarisch an der Seite der Tschechischen Republik.
Kommentare