Trump will Schulen und Unis im Herbst zu normalem Unterricht zwingen

Trump will Schulen und Unis im Herbst zu normalem Unterricht zwingen
Die Fallzahlen steigen, dennoch will der US-Präsident zurück zur Normalität - Schulen sollen im Herbst öffnen, Unis ihre Kurse nicht online abhalten. Das Druckmittel: Auslandsstudenten will er bei Online-Betrieb ausweisen.

Trotz weiter steigender Corona-Fallzahlen will US-Präsident Donald Trump Druck auf die US-Bundesstaaten ausüben, die Schulen nach den Sommerferien wieder zu öffnen. "Wir wollen, dass unsere Schulen im Herbst geöffnet sind", sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einem Runden Tisch zu dem Thema im Weißen Haus. Das sei sehr wichtig für das Land und das Wohlbefinden von Schülern und deren Eltern.

"Wir werden Druck auf die Gouverneure und alle anderen ausüben, die Schulen zu öffnen." Der Republikaner warnte davor, Schulen aus politischen Erwägungen geschlossen zu halten. Er spielte damit auf demokratische Gouverneure an, die sich in großer Zahl gegen Trumps Drängen auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität wehren.

 

"Mehr Tests, mehr Fälle"

Trump spielte die Lage in den USA trotz einer Zunahme von Infektionen erneut herunter. "Weil wir mehr testen, haben wir mehr Fälle. Wenn wir die Hälfte der Tests machen würden, hätten wir viel weniger Fälle", sagte er. Der Präsident betonte erneut, dass die Sterblichkeitsrate in den USA "die niedrigste auf der Welt" sei. Das ist Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) zufolge nicht korrekt. Unter den 20 am schwersten von der Pandemie betroffenen Ländern weltweit haben demnach 13 Staaten eine niedrigere Sterblichkeitsrate pro 100 bestätigter Infektionen als die USA.

Trump will Schulen und Unis im Herbst zu normalem Unterricht zwingen

Ausländischen Studenten droht Abschiebung

Auch auf Unis wird Druck ausgeübt,zum Normalbetrieb zurückzukehren. So droht ausländischen Studenten in den USA die Ausweisung, wenn ihre Universitäten ab Herbst Corona-bedingt nur noch Online-Kurse anbieten. Studenten, die sich mit Visa des Typs F1 oder M1 in den USA aufhielten und ein Online-Studium in Vollzeit absolvierten, dürften nicht im Land bleiben, erklärte die US-Einwanderungsbehörde ICE am Montag.

Die betroffenen Studenten müssten entweder das Land verlassen oder sich an einer Hochschule einschreiben, an der Präsenz-Unterricht stattfinde, hieß es in der ICE-Erklärung. Hochschulen, die den Unterricht teils im Internet und teils vor Ort fortsetzten, müssten ihren ausländischen Studenten überdies einen Nachweis ausstellen, dass diese in so vielen Präsenz-Unterrichtseinheiten wie möglich eingeschrieben seien. Den Studenten drohten andernfalls Abschiebeverfahren sowie weitere Maßnahmen, warnte die Behörde.

 

Großer Anteil 

Rund 5,5 Prozent der Studenten in den USA sind Ausländer. Die Studiengebühren, die sie bezahlen, machen einen wichtigen Teil der Einnahmen an vielen Universitäten des Landes aus - im Jahr 2018 trugen ausländische Studenten laut dem Institut of International Education (IIE) rund 44,7 Milliarden Dollar zur US-Wirtschaft bei. Die meisten internationalen Studenten in den USA stammen aus China, Indien, Südkorea, Saudi-Arabien und Kanada.

Wegen der Corona-Pandemie verlegten die Universitäten in den USA ihre Kurse im März ins Internet. Wie es im neuen akademischen Jahr ab Herbst weitergehen soll, haben die meisten Hochschulen noch nicht entschieden. Einige renommierte Hochschulen, darunter die Harvard-Universität, haben jedoch bereits angekündigt, auch nach den Sommerferien mit einem reinen Online-Lehrplan fortzufahren.

Gonzalo Fernández, der an der George Washington University in der US-Bundeshauptstadt in Wirtschaft promoviert, macht diese „Ungewissheit“ schwer zu schaffen. „Wir wissen nicht, ob wir im nächsten Semester Unterricht haben werden, ob wir nach Hause zurückkehren sollten oder sie uns rauswerfen werden“, sagte der 32-jährige Spanier.

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