Trump ordnet sofortige Wiederaufnahme von Atomwaffentests an

SKOREA-US-CHINA-DIPLOMACY
Trump ordnete die Tests in Reaktion auf Russland an. Um welche Art von Tests es sich dabei handeln soll, und welche Waffen getestet werden sollen, ließ er zunächst offen.

Zusammenfassung

  • US-Präsident Trump ordnet "unverzügliche" Wiederaufnahme von Atomwaffentests als Reaktion auf russische Nukleartests an.
  • Die Ankündigung erfolgt vor dem Hintergrund des auslaufenden New-Start-Abrüstungsvertrags und wachsender Spannungen zwischen Atommächten.
  • Im US-Kongress und von UN-Vertretern gibt es Kritik und Warnungen vor einem erhöhten Risiko eines Atomwaffeneinsatzes.

US-Präsident Donald Trump hat die "unverzügliche" Wiederaufnahme von Atomwaffentests seines Landes angeordnet

Trump begründete den Schritt am Mittwoch in seinem Onlinedienst Truth Social mit den Testprogrammen anderer Länder. Er habe das von ihm mittlerweile als "Kriegsministerium" bezeichnete Verteidigungsministerium daher angewiesen, mit Tests der US-Atomwaffen auf gleicher Basis zu beginnen. Zuvor hatte Russland eine nukleare Unterwasserdrohne getestet.

Trumps Ankündigung erfolgt, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch gesagt hatte, Moskau habe die mit einem Atomantrieb versehene Unterwasserdrohne "Poseidon" getestet. Sie kann mit einem nuklearen Sprengkopf bestückt werden, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass einen Vertreter aus dem russischen Militär-Industrie-Komplex zitierte. Es gebe "keine Möglichkeit", die Drohne abzufangen, die schneller als herkömmliche U-Boote sei und jeden Kontinent der Welt erreichen könne, sagte Putin.

Am Sonntag hatte der Kreml-Chef den Abschluss von Tests mit nuklear angetriebenen Marschflugkörpern vom Typ Burewestnik verkündet. Die Marschflugkörper verfügen laut Putin über eine "unbegrenzte Reichweite". Trump hatte die Tests als "nicht angemessen" bezeichnet.

Um welche Art von Tests es sich dabei handeln soll, und welche Waffen getestet werden sollen, blieb zunächst offen. Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen.

Die Ankündigung des US-Präsidenten kam nur kurz vor einem Treffen mit Chinas Präsidenten Xi Jinping in Südkorea. Während des Treffens beantwortete Trump eine Frage von Journalisten zu den angekündigten Atomwaffentests nicht. Die USA und China sind wie Russland etablierte Atommächte, genauso Großbritannien und Frankreich.

Letzter Atomtest der USA 1992

Der bisher letzte Atomtest der USA war am 23. September 1992 auf dem Gelände durchgeführt worden, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist. Im selben Jahr hatte der damalige US-Präsident George H. W. Bush ein Moratorium für unterirdische Atomtests verkündet.

Die USA haben jedoch die Möglichkeit, Tests auf demselben Gelände wieder aufzunehmen. Dem wissenschaftlichen Dienst des US-Kongresses zufolge ist der Präsident unter bestimmten Bedingungen befugt, einen Atomwaffentest zu erlauben.

Im US-Parlament regte sich unmittelbar nach der Ankündigung des Republikaners bereits erster Widerstand. "Absolut nicht. Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen", schrieb die demokratische Kongressabgeordnete aus Nevada, Dina Titus, auf der Plattform X.

Abrüstungsvertrag läuft aus

Der atomare Abrüstungsvertrag New Start, das letzte große Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und Russland, läuft im Februar 2026 aus. Es gibt bisher keine klaren Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. Der Kreml hatte kürzlich erklärt, es sei unmöglich, ihn neu auszuhandeln. Das sei zeitlich praktisch nicht machbar, sagte ein Sprecher.

Der Vertrag New Start wurde 2010 geschlossen und 2021 letztmalig um fünf Jahre verlängert. Er sieht eine Reduzierung der Atomsprengköpfe und der Trägersysteme vor.

Trump behauptete in seinem Beitrag auf Truth Social, dass die USA mehr Atomwaffen hätten als jedes andere Land. Derzeit besitzt Russland laut der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) jedoch die meisten bestätigten Atomwaffen - über 5.500 Sprengköpfe -, während die USA demnach über 5.044 Atomwaffen verfügen. Die USA investieren hohe Milliardensummen in die Modernisierung ihres nuklearen Arsenals.

Neben den fünf permanenten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats als etablierte Atommächte gibt es nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Sipri vier weitere Staaten, die über Atomwaffen verfügen: Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.

UN-Beauftragte warnt vor Risiko eines Atomwaffeneinsatzes

Nach Einschätzung der UN-Beauftragten für Abrüstungsfragen, Izumi Nakamitsu, ist das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. "Es ist bemerkenswert, wie schnell wir die Lehren des Kalten Krieges vergessen haben", sagte sie im April. "Zu keiner Zeit seit der Hochphase des Kalten Krieges war das Risiko eines Einsatzes von Atomwaffen so hoch - und die Mechanismen, die ihren Einsatz verhindern sollen, so fragil".

Nach Angaben des US-Kongresses aus dem Sommer hatte 2024 ein Experte der für die Sicherheit und Effektivität des US-Atomwaffenarsenals zuständigen Organisation National Nuclear Security Administration (NNSA) erklärt, dass es keine technische Notwendigkeit für Atomtests gebe. Analysten hatten laut Kongressangaben Bedenken geäußert, wonach die Entwicklung neuer Sprengkopfdesigns durch die NNSA zu Forderungen nach einer Wiederaufnahme von Atomwaffentests führen könnten.

Ein internationaler Kernwaffenteststopp-Vertrag wurde 1996 in der UN-Generalversammlung angenommen. Die USA haben den Vertrag nicht ratifiziert. Russland zog daraufhin seine Ratifizierung Ende 2023 zurück. Beide Länder hatten seit den 1990er-Jahren keine Kernwaffenversuche mehr durchgeführt.

Atomwaffen bisher erst einmal im Krieg eingesetzt

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die USA 1995 eine Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Eine zweite Bombe traf drei Tage später Nagasaki. Es waren die ersten - und bisher einzigen - Atomwaffenangriffe der Kriegsgeschichte.

Schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen starben auf einen Schlag in Hiroshima, bis Ende 1945 waren es schon 140.000. In Nagasaki starben bis Jahresende etwa 70.000 Einwohner. Die genaue Opferzahl wird sich nie ermitteln lassen, weil viele erst an den Spätfolgen durch die Strahlung starben.

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