Kushner wollte 500 Millionen Dollar aus Katar
Die Optik wirkt ein weiteres Mal verheerend. Ob es Folgen für Donald Trump und sein Umfeld haben wird, ist aber wieder einmal unklar.
Die Immobiliengesellschaft Kushner Companies, die Jared Kushner bis zum Vorjahr geleitet hat, bewarb sich im Golfstaat Katar um ein 500-Millionen-Dollar-Investment, das kürzlich abgelehnt worden ist, berichtet die Recherche-Plattform The Intercept. Kushner ist der Schwiegersohn von Donald Trump und Chefberater des US-Präsidenten.
Die aktuellen Berichte über das abgelehnte Groß-Investment bieten Anlass für Spekulationen, die jüngste Blockade gegen den Katar könnte eine vom Trump-Clan unterstützte Strafaktion darstellen. Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten hatten Anfang Juni alle Beziehungen zu Katar abgebrochen und eine Blockade über das Land verhängt. Sie werfen dem Emirat die Unterstützung von Terrorgruppen und zu enge Beziehungen zum schiitischen Iran vor.
Trump hieß Blockade gut
Nach Beginn des Embargos erklärte der US-Präsident via Twitter, auf der Seite der von Saudi-Arabien angeführten Allianz gegen den Katar zu stehen, weil es um den Kampf gegen den Terror gehe.
Trump durchkreuzte Tillersons Katar-Politik
Während US-Außenminister Rex Tillerson am 9. Juni die Golfstaaten zu einer Lockerung ihrer Blockade aufrief, legte Trump kurz darauf noch einmal nach. Er bezeichnete Katar als langjährigen finanziellen Unterstützer und Finanzier von Extremismus, "und das auf sehr hohem Niveau."
Trumps Tiraden stehen in krassem Widerspruch zur Politik seines Außenministeriums und Interessen der Militärs. Denn Katar ist für die USA eigentlich ein wichtiger Verbündeter. Dort befindet sich der größte US-Militärstützpunkt in der Region. Beide Länder haben mittlerweile ein gemeinsames Anti-Terror-Abkommen unterzeichnet, um die Geldquellen von Terrorgruppen aufzuspüren. Dennoch halten die Nachbarstaaten den Druck auf Katar aufrecht.
Das geplatzte 500-Millionen-Investment
Geldquellen benötigt auch die Immobiliengesellschaft Kushner Companies. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Gespräche mit Scheich Hamad ibn Dschasim ibn Dschabir Al Thani aus dem Katar "kürzlich beendet" worden seien. Die Verhandlungen hätten vor mehr als zwei Jahren begonnen. Es ging um das riesige New Yorker Immobilienprojekt 666 Fifth Avenue im Herzen von Manhattan. Das Prestige-Projekt der Kushner-Firma war in Schieflage geraten und benötigte frisches Geld.
Erst im März dieses Jahres hatte das Büro der verstorbenen Stararchitektin Zaha Hadid Pläne für den geplanten Umbau des Areals veröffentlicht. Der Wolkenkratzer soll überbaut werden und dann eine Höhe von mehr als 420 Metern erreichen. Frühestens 2025 will man das zwölf Milliarden US-Dollar schwere Bauprojekt mit Verkaufsflächen, Wohnraum und einem Hotel fertigstellen.
Gespräche mit "HBJ"
Die nun bestätigten Gespräche über ein Investment aus dem Katar führten Jared Kushner und sein Vater Charles mit Hamad ibn Dschasim ibn Dschabir Al Thani, einem der reichsten Männer der Welt. Al Thani, kurz "HBJ" genannt, ist Mitglied des katarischen Herrscherhauses, war mehr als zwanzig Jahre Außenminister und von 2007 bis 2013 Premierminister des Emirats.
Laut den Medienberichten soll "HBJ" für die 500-Millionen-Dollar-Finanzspritze aus seiner privaten Investmentgesellschaft die Bedingung gestellt haben, dass Kushner Companies den Rest der Gesamtfinanzierung sicherstellen kann. Nachdem Gespräche mit der chinesischen Versicherungsgesellschaft Anbang scheiterten, gerieten auch die Gespräche mit "HBJ" ins Stocken.
Anteile verkauft
Jared Kushner, der mit Trumps Tochter Ivanka verheiratet ist, hat seine Anteile an Kushner Companies vor Trumps Amtseinführung im Jänner an seine Familie verkauft. Ob die nun bekannt gewordenen Beziehungen zu "HBJ" dennoch einen Interessenskonflikt darstellen, wird noch zu prüfen sein.
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