Katar: Blockade der Nachbarn „ist ein Akt der Aggression“

Katars Außenminister Al Thani ist erzürnt.
Saudi-Arabien und Verbündete beraten weiteres Vorgehen gegen Katar – Österreichs Firmen vor Ort nicht bedroht.

Am Mittwoch trafen sich die Außenminister von Saudi-Arabien, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Ägypten, um über weitere Schritte gegen Katar zu diskutieren. Katar hatte deutlich gemacht, dass es die 13 Forderungen – unter anderem die Schließung des Senders Al Jazeera – nicht erfüllen werde. Vorerst konnten sich die Staaten auf keine weitere Verschärfung der Sanktionen einigen.

Unterschiedliche Signale

"Es gab in den letzten Tagen unterschiedliche Signale – vergangene Woche plädierten Botschafter aus den VAE dafür, Katar mit härteren Sanktionen zu belegen, falls das Emirat den 13 Forderungen nicht nachkommen würde. Allerdings sagte deren Außenminister, dass es noch verfrüht sei, über weitere Schritte zu sprechen", erläutert Philipp Schramel vom Österreichischen AußenwirtschaftsCenter in Doha. Härtere Sanktionen könnten etwa Banken betreffen, oder ausländische Firmen dazu zwingen, sich zwischen Katar und seinen Nachbarländern zu entscheiden.

Katars Außenminister, Mohammed Al Thani, machte am Mittwoch klar, dass sein Land die Gaslieferungen an die VAE nicht einstellen werde: "Ohne unsere Lieferungen hätten die Bürger keinen Strom – das haben sie nicht verdient", sagte er. Für Al Thani ist die Blockade Saudi-Arabiens und seiner Verbündeten eine "klare Aggression und Beleidigung eines souveränen Staates", sie verstoße außerdem gegen Internationales Recht. Die Verwirrung aus den ersten Wochen der Blockade sei verflogen – täglich sehe man in katarischen Medien Fotos von ankommenden Schiffen mit Lebensmitteln. "Katar setzt alle seine Mittel ein", sagt Schramel.

Laut der Meinung einiger Experten würde das Embargo den blockierenden Staaten mehr schaden, als Katar selbst. Schramel macht dies am Beispiel der Milchwirtschaft fest: "Bis jetzt hat Katar laut einem katarischen Politiker saudische Milchprodukte im Wert von zwei Milliarden Euro importiert – mittlerweile ist man auf türkische und iranische Produkte umgestiegen. Das kostet zwar 250 Millionen Euro mehr, Katar kann sich das aber leisten, während die Saudis dringend einen neuen Absatzmarkt für ihre verderblichen Mittel suchen müssen", sagt Schramel.

Für die österreichischen Projekte in Katar sieht Schramel vorerst keine große Bedrohung: "Wir sind vor allem im Bau- und Zulieferungsbereich in Katar vertreten. Die wirtschaftlichen Projekte sollen weitergehen, das hat Katar deutlich gemacht. Ein großer Faktor ist natürlich die WM 2022. Hotels, Stadien und Infrastruktur müssen errichtet werden. Baustoffe wie Zement oder Metall könnten eng werden, aber auch diese Ressourcen kann Katar aus anderen Ländern holen.

Förderer des Terrors

Ein schwerer Vorwurf gegen Katar war die angebliche Unterstützung terroristischer Gruppierungen. Al Thani verwehrt sich gegen diese Vorwürfe und sagt, Katar hätte nur moderate Rebellen in Syrien unterstützt – etwa die dschihadistische "Ahrar al-Scham". Allerdings gilt diese Organisation international als Terrorgruppe.

Laut einem britischen Thinktank sei jedoch Saudi-Arabien der größte Extremismus-Förderer in Großbritannien. In den vergangenen 50 Jahren habe das wahhabitische Land mindestens 76 Milliarden Euro ausgegeben, um seine radikale Interpretation des Islam in den Westen zu importieren. Dies habe Extremisten gestärkt und moderate Stimmen unter Druck gesetzt, ergibt die Studie.

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