Trump relativiert Polizeigewalt: "Mehr Weiße als Schwarze sterben"
"Was für eine fürchterliche Frage", sagt US-Präsident Donald Trump. Was er gefragt wurde? Warum Schwarze in den USA durch Polizeigewalt sterben, wollte die CBS-Journalistin Catherine Herridge von ihm wissen. Seine Antwort: "Es sterben auch Weiße. Mehr Weiße!"
Knapp zwei Monate nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer brutalen Festnahme hat der US-Präsident das Problem der Polizeigewalt gegen Schwarze relativiert - erneut. Floyds Tod sei "schrecklich" gewesen, sagte er. Seine Antwort entsprach quasi dem Satz "white lives matter, too", kommentierte die Washington Post - also: Weiße Leben zählen auch.
Keine Proteste, sondern Ausschreitungen
Trump wurde schon mehrfach vorgeworfen, sich trotz der landesweiten Proteste nicht klar gegen systematischen Rassismus und Polizeigewalt in den USA zu positionieren, sondern das gegenteil zu tun. Er konzentrierte sich in der Vergangenheit vor allem darauf, die Gewalt am Rande weitgehend friedlicher Demonstrationen zu kritisieren, er spricht stets nicht von "Protesten", sondern von "Ausschreitungen" und stellt in den Vordergrund, dass es dabei auch zu Plünderungen kam.
Keine offiziellen Statistiken
Allerdings gibt es in den USA keine landesweite amtliche Statistik zu Tötungen durch die Polizei. In absoluten Zahlen sind Weiße tatsächlich die größte Opfergruppe, wie eine Auswertung der Washington Post zeigte. Die Wahrscheinlichkeit für Angehörige der schwarzen Minderheit, Opfer der Polizei zu werden, ist allerdings deutlich größer - nämlich doppelt so hoch.
Seit 2015 haben Polizisten in den USA der Zeitung zufolge rund 5.400 Menschen erschossen, die zumeist bewaffnet waren. Davon waren 45 Prozent weißer Hautfarbe, obwohl Weiße rund 60 Prozent der US-Bevölkerung stellen. 23 Prozent der von der Polizei Getöteten waren Schwarze, die nur 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. In Relation wurden daher deutlich mehr Schwarze getötet. Zudem gibt die Statistik der Schusswaffentode nur einen Einblick in das Handeln der Polizei; im Fall Floyds etwa fiel gar kein Schuss. Auch Studien der Regierung zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gewaltanwendung durch Polizisten gegenüber Schwarzen höher ist.
Umgekehrte Debatte: Rassismus gegen Weiße
Trumps Aussage folgt einer Reihe an Auftritten, in denen er institutionalisierte Gewalt gegen Schwarze relativiert hat. Erst kürzlich verteidigte er in einem Interview jene zwei weißen Hausbesitzer in St. Louis, die sich mit einer Pistole und einem Gewehr bewaffnet auf die Terrasse ihres Hauses stellten, an dem der friedliche Black-Lives-Matter-Protestzug vorbeiführte.
Er dreht damit die Debatte um: "Trump-Wähler haben in Umfragen wiederholt gesagt, dass die Weiße, Christen und Männer als unterdrückt ansehen und sie wegen Rassismus gegen Weiße besorgt seien", schreibt die Washington Post.
Der unbewaffnete Floyd (46) war am 25. Mai bei einer Festnahme in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota getötet worden. Ein weißer Beamter drückte sein Knie minutenlang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor der Autopsie zufolge das Bewusstsein und starb an Ort und Stelle. Sein Tod führte im ganzen Land zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.
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