Doch die erfahrene Spitzendiplomatin wird an diesem Montag nicht unter ihresgleichen Platz nehmen, sondern wohl zwischen ziemlich ungewöhnlichen Gästen sitzen. Schließlich scheint Donald Trump entschlossen, seine Amtseinführung auch zu einem Stelldichein politischer Figuren zu machen, die einerseits seine persönlichen und politischen Sympathien genießen und andererseits ideologisch ziemlich fest im rechten politischen Lager verortet sind.
Keine Staatschefs
Auch beim Verteilen der Einladungen pfiff der nächste US-Präsident ziemlich laut auf das Protokoll. Eigentlich sind weder Staats- noch Regierungschefs aus dem Ausland bei der Zeremonie, die ganz auf Amerika fokussiert ist, vorgesehen. Aber weil Trump etwa von Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni so begeistert war, lud er die „fantastische Frau“ nicht nur gleich einmal zu sich nach Mar-a-Lago ein, sondern nützte Melonis Besuch dort, um sie gleich auch zur Amtseinführung zu bitten. Die Italienerin gab sich natürlich erfreut, schließlich wird das ihren Ruf, Europas wichtigste Stimme in Trumps Weißem Haus zu sein, noch weiter untermauern.
Wirklich auf den Besuch festlegen wollte sich Meloni allerdings bis zuletzt nicht: Sie würde sehr gerne dabei sein, werde es aber von ihrem Terminkalender abhängig machen, ließ sie mitteilen.
Am Protokoll vorbei
Das Restrisiko für die Italienerin ist nämlich, dass neben ihr nur ein tatsächlicher Spitzenpolitiker erscheint – und der gilt international wohl eher als böser Bube. Argentiniens Präsident Javier Milei, der mit seinem Wildwest-Liberalismus weltweit entweder für Begeisterung oder Kopfschütteln sorgt, hat schon im Dezember sein Kommen angekündigt. Schließlich gilt Trump ja als sein großes Vorbild. Als fix gebucht galt lange Ungarns Regierungschef Viktor Orbán. Schließlich war auch er schon Gast in Mar-a-Lago und gilt ebenfalls als Freund Trumps und dessen Sprachrohr in der EU.
Weil aber Trump offensichtlich seine Einladungen freihändig und anscheinend auch am eigenen Protokoll vorbei ausgesprochen hat, herrschte in Budapest zuletzt Verwirrung darüber, ob Orbán nach Washington reisen werde – und ob er tatsächlich eingeladen ist. Nachdem man zuerst von Terminproblemen des Regierungschefs gesprochen hatte, meldete sich jetzt Ungarns Regierungssprecher offiziell zu Wort: Orbán habe keine Einladung bekommen, schlicht deshalb, „weil kein anderer ausländischer Regierungschef eine bekommen hat“.
Gesinnungsfreunde
Weniger Sorgen mit dem Protokoll haben all die Rechtspopulisten, die Trump eingeladen hat, auch wenn sie nicht irgendwo in Staats- oder Regierungsverantwortung stehen. So wird etwa Geert Wilders aus den Niederlanden erwartet. Er ist zwar offiziell einfacher Abgeordneter, zieht aber mit seiner Partei, die als Wahlsieger die Regierungskoalition anführt, alle politischen Fäden zu Hause.
Weniger einflussreich, dafür umso weiter rechts ist der Franzose Éric Zemmour. Der für seine Wutreden gegen Migranten und den Islam berüchtigte Politiker hat bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich zwar nur sieben Prozent geschafft, aber dafür viel Staub aufgewirbelt. Zemmour steht deutlich weiter am rechten Rand als Marine Le Pen, die von Trump nicht eingeladen wurde. Mit dabei ist ein anderer Rechtspopulist, der Trump schon in seinen zwei bisherigen Wahlkämpfen persönlich unterstützt hat: Nigel Farage. Der redselige Ex-Banker, der einst an vorderster Front für den Brexit kämpfte, ist zwar zu Hause in Großbritannien politisch im Abseits, gilt aber als persönlicher Freund des US-Präsidenten.
Auch Xi sollte kommen
Nicht dabei ist Trumps weltpolitisch wichtigster Rivale: Chinas Staatschef Xi Jinping. Ihn hatte der US-Präsident zwar eingeladen, allerdings ebenfalls ohne auf diplomatische Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen. Über seinen bevorzugten TV-Nachrichtensender Foxnews ließ Trump knapp vor Jahreswechsel dem Chinesen quasi ausrichten, dass er ihn gerne dabei hätte. Für das stocksteife und ebenso militärische Protokoll der chinesischen Führung scheitert dieses Angebot schon allein an der aufwendigen Vorbereitung, die sich so nicht mehr ausgeht.
Fast schon demonstrativ nicht eingeladen wurde dagegen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. In Brüssel wurde das mit Befremden zur Kenntnis genommen, zeigt es doch, wie ein EU-Diplomat vertraulich meinte, „dass Trump die EU nicht wirklich wahrnimmt“.
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