Die drohen vor allem Europas Lebensmittelsektor zu treffen, der - vom Wein bis zum Olivenöl - die USA als Absatzmarkt braucht. Natürlich hat man in der EU-Kommission in Brüssel längst mögliche Gegenmaßnahmen startklar gemacht. Ein eigens eingerichtetes Team-Trump hat ausgearbeitet, wie man rasch auf erste Aktionen des bekannt impulsiven US-Präsidenten reagieren könnte. Wenn die Kommission die neuen US-Zölle etwa als politische "Zwangsmaßnahmen" begreift, kann man umgehend mit Importbeschränkungen für US-Waren reagieren und US-Unternehmen - von Harley-Davidson bis zu Whiskey-Produzenten - sogar den Zugang zum EU-Markt sperren. Genau diesen Handelskrieg versucht die EU, die vom Export viel stärker abhängig ist als die USA, zu verhindern. Vom Krankenbett in Hannover aus ließ die EU-Kommissionschefin noch einmal mitteilen, was die EU-Führung seit Trumps Wahlsieg ohnehin ständig betont: „Wir freuen uns auf eine positive Zusammenarbeit mit der neuen US-Regierung, basierend auf unseren gemeinsamen Werten und Interessen. In einer rauen Welt sind Europa und die USA gemeinsam stärker.“
Alleingelassen in der Ukraine
Gemeinsam stärker war man bisher auch, was die Ukraine betrifft. US-Präsident Joe Biden, mit dem Von der Leyen engen Kontakt pflegte, hat die USA, was die Militärhilfe für Kiew betrifft, bis zuletzt auf Kurs gehalten - auch gegen den Widerstand der US-Republikaner. Das wird unter Trump, der auf einen Waffenstillstand - auch auf Kosten der Ukraine - drängt, sehr schnell anders werden. Entsprechend groß die Verunsicherung bei einem Treffen aller westlichen Ukraine-Unterstützer in der US-Militärbasis Rammstein in Deutschland vor wenigen Tagen. Der scheidende US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestätigte noch einmal eine letzte Waffenlieferung an die Ukraine. Was aber danach kommt, darüber herrscht ganz offensichtlich Ratlosigkeit. "Europa ist bereit, die Führung zu übernehmen", erklärte EU-"Außenministerin" Kaja Kallas, um aber gleich im Anschluss deutlich zu machen, wie sehr die USA auch in der Ukraine gebraucht würden: "Hoffentlich sind sie bereit, ihre Unterstützung fortzusetzen." Im Alleingang die Unterstützung für die Ukraine zu übernehmen, das traut auch der ukrainische Präsident Selenskyj den Europäern nicht zu: "Eine Sicherheitsgarantie der Europäer. Das genügt nicht. Wir brauchen die USA." Dass es sich die Europäer nicht einmal selbst zutrauen, das wurde schon auf dem EU-Gipfel vor Weihnachten deutlich. Ein EU-Regierungschef nach dem anderen betonte dort die zentrale Rolle Washingtons.
US-Angriff auf Grönland?
Doch Trump will nicht zahlen, sondern viel mehr Geld sehen. Fünf Prozent des jeweiligen Budgets an Militärausgaben hat er erst vor wenigen Tagen den NATO-Partnern verordnet. Für Staaten wie Deutschland, die mit aller Mühe gerade zwei Prozent geschafft haben, schlicht undenkbar. Und dann kommt noch Trumps zuletzt mehrfach geäußerter Appetit auf das rohstoffreiche und strategisch bestens platzierte Grönland. Auch einen Militäreinsatz zur Besetzung, der Insel, die als EU-Territorium gilt, hat der designierte US-Präsident nicht ausgeschlossen. "Wohl der kürzeste Krieg aller Zeiten", scherzte ein Militärexperte auf Anfrage der Nachrichtenplattform "Politico". Die EU aber wäre aufgrund von Verträgen gezwungen, Grönland zu verteidigen, wenn die USA tatsächlich angreifen würden. Das aber sei, wie der französische Außenminister Jean-Noel Barrot beschwichtigte, "doch äußerst unwahrscheinlich".
Kommentare