Wie Trumps Wirtschaftsinteressen den Krieg in Gaza beendeten

US-Präsident Donald Trump und sein Schwiegersohn Jared Kushner
Den Friedensnobelpreis hat Donald Trump nicht bekommen – doch sollte der Krieg in Gaza nun enden, wäre der Preis – vielleicht nächstes Jahr - die Belohnung für ein Projekt, das schon vor Jahren und mit ganz anderen Zielen begonnen hat. Am Anfang standen vor allem gigantische Wirtschaftsinteressen. Treibende Kraft dafür waren nicht nur Trump, damals noch in seiner ersten Amtszeit, sondern auch sein Schwiegersohn Jared Kushner.
Die Idee: In den reichen Golfstaaten lockte für Immobilieninvestoren das große Geld. Von Bahrain bis Katar, von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bis Saudi-Arabien aber wäre wesentlich mehr Gewinn zu holen, wenn in der gesamten Region Frieden herrschte, waren sich die Interessenten aus den USA sicher. Und so bauten Trump und Co. an einem bahnbrechendem Deal – den Abraham-Abkommen. Dieser historische Durchbruch im Herbst 2020 ebnete einen jahrzehntelang blockierten Weg: Die Abkommen normalisierten die Beziehungen zwischen Israel und Bahrain sowie mit den VAE, später auch mit Marokko und dem Sudan.
Diplomatische Beziehungen zwischen den früheren Feinden wurden aufgenommen, Investitionen, Kooperationen, Geschäfte blühten auf. Einer der ganz großen Profiteure ist Jared Kushner. Die Private Equity-Fira des 44-Jährigen wird fast vollständig von staatlichen Fonds aus Saudi-Arabien, den VAE und Katar finanziert.
Nur Saudi-Arabien, der dickste Fisch, den die Abraham-Abkommen angeln wollten, zierte sich noch weiterhin, den Deals beizutreten. Doch wer bei diesen Mega-Deal vollkommen außen vor blieb, waren die Palästinenser.
Und dann kam der 7. Oktober
Einer der Gründe, warum die Hamas das Massaker an 1.200 Juden verübte, liegt auch darin, dass die Terrororganisation die Abraham-Abkommen torpedieren wollte. Israels wuchtige Antwort war ein Krieg – den US-Präsident Biden nicht eindämmen konnte.
Der im Jänner wieder frisch angelobte Donald Trump gab seinem Verbündeten Israel zunächst hingegen vollkommen Hand, mit voller Härte vorzugehen. Er träumte gar von einer „Riviera in Gaza“ – ohne Palästinenser.

Vier Fünftel aller Gebäude in Gaza sind zerstört
Da aber konnten die neuerdings so guten arabischen Geschäftsfreunde der Trump-Administration nicht mehr mit. Saudi-Arabien wollte die Abraham-Verträge nicht mehr unterzeichnen, von Bahrain bis VAE drohten die Golfstaaten, sich aus den historischen Verträgen zurückzuziehen.
Die Wende Washingtons
Und dann der Schlüsselmoment, der letztlich zum Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung aller verbleibenden israelischen Geiseln führte: Israels Premier Netanjahu ließ Anfang September Hamas-Vertreter in Katar bombardieren. Damit missachtete er aufs Gröbste die Interessen der USA und deren Partner in den arabischen Golfstaaten. Trump soll über das Überschreiten dieser Roten Linie fuchsteufelswild gewesen sein.
Doch dies führte von Washington aus in eine totale Kehrtwende: Der Krieg in Gaza hatte sich als nachhaltig schlecht für Amerikas Beziehungen und Geschäfte und Nahost erwiesen – neben dem früheren Immobilienentwickler Steve Witkoff aktivierte Trump auch wieder seinen in der Golfregion bestens vernetzten Schwiegersohn Jared Kushner als Chefverhandler. Und dann machte Trump Druck - so viel, meinen Beobachter, wie ein US-Präsident noch nie einem israelischen Regierungschef Druck gemacht habe. Indem er zudem arabische und muslimische Staaten mit ins Boot nahm, rang der amerikanische Präsident aber auch der Hamas Zugeständnisse ab.
Auch ohne Friedensnobelpreis kann Trump nun jubeln: Das Weiße Haus sprach am Donnerstag von neuen Rekordinvestitionszusagen für die USA, die fast zur Hälfte, nämlich mit 3.500 Milliarden Dollar von den VAE, Katar und Saudi-Arabien getragen werden.
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