Trump in der russischen Geheimagenten-Falle

Laut New York Times hatte Trumps Team im Wahlkampf Kontakte mit Spionen Moskaus.

Eliot Cohen bemühte gestern das Wetter, um das russische Dilemma zu beschreiben, in dem Donald Trump steckt. "Es hing bereits eine Wolke über seiner Regierung", sagte der frühere Berater von Präsident George W. Bush, "und die ist jetzt noch dunkler geworden." Was Cohen meinte, steht prominent in der New York Times (NYT) und legt den Eindruck nahe: Mit dem Abgang des durch seine verbotene Moskau-Diplomatie verbrannten Nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn ist für den erst seit vier Wochen amtierenden US-Präsidenten das Russland-Kapitel alles andere als erledigt.

Trump: "Blinder Hass"

Unter Berufung auf ehemalige und amtierende Regierungsvertreter berichtet die NYT, dass etliche Strategen aus Trumps Umfeld im vergangenen Jahr – und zwar vor der Wahl – intensive Kontakte zu ranghohen russischen Geheimdienstmitarbeitern hatten. Von US-Geheimdiensten mitgeschnittene Gespräche sollen das zweifelsfrei belegen können. Und: Die Gespräche häuften sich "etwa zu derselben Zeit", als das FBI und andere US-Organe intensiv Hinweisen nachgingen, dass vom Kreml gesteuerte Hacker Trumps demokratische Rivalin Hillary Clinton ins Visier genommen haben und die Präsidentschaftswahl stören wollten. Trump wischte das gestern via Twitter beiseite: "Die Fake-News-Medien drehen durch mit ihren Verschwörungstheorien und ihrem blinden Hass."

Eindeutige Beweise legte die NYT bisher nicht vor. Auch bei Namen hält man sich zurück. Mit einer Ausnahme. Paul Manafort, bis zum Sommer Trumps Wahlkampf-Chef, taucht als Verbindungsmann auf. Er hatte in der Ukraine für den früheren Präsidenten Viktor Janukowitsch die Fäden gezogen – für 13 Mio. Dollar (was er dementiert). Als das öffentlich wurde, tauschte Trump ihn gegen Stephen Bannon aus. Manafort beteuert: "Ich habe niemals wissentlich mit russischen Geheimdienstbeamten gesprochen, und ich war niemals an irgendetwas beteiligt, das mit der russischen Regierung oder der Verwaltung von Präsident Putin oder den anderen Angelegenheiten zu tun hat, die heute Gegenstand von Untersuchungen sind." Putins Sprecher Peskow nannte die Berichte spekulativ. "Sie basieren nicht auf Fakten."

Für die nach der Causa Flynn unter Druck stehende Regierung Trump sind die Berichte jedenfalls misslich. Im Kongress wächst der Unmut, in mehreren Ausschüssen soll geprüft werden, was daran ist. "Dazu muss jeder Stein umgedreht werden", sagt der republikanische Senator Blunt.

US-Regierungssprecher Sean Spicer beteuerte, Trumps Team und ihr nahestehende Personen hätten vor der Wahl keine Verbindungen zu Moskau gehabt. Dagegen steht die Aussage des russischen Vize-Außenministers Sergej Rybakow: "Wir hatten Kontakte", sagte er zwei Tage nach Trumps Sieg, "selbstverständlich kennen wir die meisten Leute aus Trumps Umfeld."

Krim-Karte ausgespielt

Damals war der Kreml hoffnungsfroh, dass sich die Beziehungen aufhellen würden. Nach Flynns Fall ist das anders. Wohl um zu demonstrieren, dass Trump gegenüber Putin keine Liebedienerei betreibt, betonte Spicer, dass Trump auf Rückgabe der von Moskau annektierten Krim bestehe. Im Wahlkampf hatte Trump noch die Anerkennung des völkerrechtswidrigen Akts in Aussicht gestellt.

Moskau reagierte empört: "Die Krim ist ein Teil Russlands. Alle Aussagen über eine Abtrennung der Krim von Russland sind ein Angriff auf unsere territoriale Integrität", polterte Parlamentspräsident Wolodin. Der bekannte Außenpolitiker Leonid Sluzki stimmte bereits die erste Strophe des Abgesangs auf die neue russisch-amerikanische Freundschaft an: "Wir habe bei aller Sympathie für Trumps konstruktive Rhetorik zu früh entschieden, dass er pro-russisch ist. Er ist pro-amerikanisch."

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