Trump im Krieg mit seinen Geheimdiensten

Der Skandal um Moskaus Sex-Akten bringt den zukünftigen Präsidenten in Stellung gegen CIA und Co.

Es war nicht James Clappers erstes Gespräch mit Donald Trump, mit Sicherheit aber sein unangenehmstes. Noch vor wenigen Tagen hatte der US-Geheimdienstdirektor den designierten US-Präsidenten in seinem Trump Tower in New York besucht, um ihn über die globale Sicherheitslage zu unterrichten. Ein politisches Ritual, das die zukünftigen Bewohner des Weißen Hauses quasi auf ihr Amt einstimmt. Schließlich bekommen sie dieses Sicherheits-Briefing in Zukunft jeden Morgen. Am Mittwochabend aber war es nicht die politische Tradition, die den verdienten Militär zum Hörer greifen ließ, sondern eine handfeste politische Krise.

Trump hatte wenige Stunden zuvor vor der versammelten internationalen Presse seinem Ärger über die US-Geheimdienste Luft gemacht. Einen "riesigen Patzer" hätten sie mit ihrem "schändlichen, illegalen" Verhalten gemacht. Am Morgen zuvor war der Milliardär in einer seiner vielen Twitter Mitteilungen noch deutlicher geworden. Derartige Falschmeldungen an die Öffentlichkeit zu bringen, erinnere ihn an die Propaganda in "Nazi-Deutschland".

Agenten verdächtigt

Die angeblichen Falschmeldungen, die Trump so empörten, waren zuvor im Eiltempo um die Welt gegangen. Der russische Geheimdienst habe ein Dossier über den nächsten Mann im Weißen Haus angelegt, drinnen so peinliche Berichte wie etwa über Sex-Orgien mit Prostituierten in Moskau, inklusive diverser Perversionen.

Diesen Bericht hatten am Mittwoch diverse US-Medien zumindest in Auszügen veröffentlicht. Trump verdächtigt die US-Geheimdienste, das Material an die Öffentlichkeit gebracht zu haben. Schließlich hatten die ihn ja wenige Tage zuvor über die Existenz dieser belastenden Dokumente informiert. Dass alle Indizien gegen die Geheimdienste als Lieferanten des russischen Dossiers sprechen, bremste Trump in seiner Wut nicht.

Waffenruhe gebrochen

Der neue Skandal zerstört die gerade erst mühsam gekitteten Beziehungen zwischen Trump und seinen demnächst politisch überlebenswichtigen Verbündeten. Ohne die Informationen seiner insgesamt 17 Geheimdienste tappt der Präsident, der ja auch über alle militärischen Aktivitäten des Landes zu entscheiden hat, völlig im Dunklen.

Der jüngste Bericht der Agenten aber hatte Trump politisch überhaupt nicht in den Kram gepasst. In dem hatten sie nämlich Russland und dessen politische Führung für die Hacker-Angriffe während des US-Wahlkampfes verantwortlich gemacht. Trump, der ja auf gute Beziehungen mit Russland und Wladimir Putin aus ist, erklärte den Bericht offen zu einer Ansammlung von Falschmeldungen, die vermutlich politisch motiviert seien. Um das zu unterstreichen packte er zu seiner brutalen Kritik auch noch ein paar Beispiel für das Versagen der US-Geheimdienste dazu. Etwa das angebliche Atomwaffen-Programm Saddam Husseins, das in Wahrheit längst stillgelegt war.

Eine Delegation von Geheimdienst-Chefs machte Trump klar, wen er sich da gerade zum Feind mache – und was das für Folgen für einen US-Präsidenten habe. Der ließ sich besänftigen und bemühte sich um versöhnliche Kommentare , äußerte "tiefen Respekt" für die Arbeit der Geheimdienste.

Mit dem jüngsten Ausbruch vor der Presse ist es mit dem ohnehin brüchigen Frieden wieder vorbei – und der neue Präsident zieht begleitet vom offenen Misstrauen seiner Geheimdienste ins Weiße Haus ein. Wenigsten James Clapper kann das egal sein. Der 75-Jährige geht pünktlich zu Trumps Amtsantritt in Pension. Sein Nachfolger Dan Coats – ein totaler Geheimdienst-Neuling – beginnt auf einem politischen Scherbenhaufen.

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