Trump gönnt Macron ein Bankett - und zeigt Merkel die kalte Schulter

Donald und Melania Trump mit Emmanuel und Brigitte Macron in Mount Vernon.
Warum der US-Präsident in Macron einen guten Freund sieht und mit der deutschen Kanzlerin nicht warm wird.

Eine Handvoll Worte, zerstückelt in Satzbrocken, das genügt Donald Trump meist, um zumindest einmal klarzumachen, was er von den anderen Herrschaften auf der Weltbühne so hält. Emmanuel Macron etwa bekam – auf gut Trumpianisch – höchstes Lob serviert: „Er ist stark, er ist smart. Er ist mein Freund.“

Militärparade macht Eindruck

Diese Freundschaft kommt nicht von ungefähr, hat doch der Franzose Trump im Vorjahr zum Nationalfeiertag nach Paris geladen und ihn dort mit der traditionellen Militärparade sichtlich beeindruckt. Seither wünscht sich der Herr im Weißen Haus selbst so eine Parade und verweist dabei auf das Pariser Vorbild.

Militärparade gibt es in diesen Tagen keine. Ansonsten aber hat Trump für den Staatsbesuch des Franzosen in Washington alles aufbieten lassen, was die US-Hauptstadt an historischem Pomp zu bieten hat. Zum Auftakt gaben die Trumps Montag Abend für Emmanuel und Brigitte Macron ein privates Dinner im geschichtsträchtigen Mount Vernon unweit der Hauptstadt, dem Landsitz des ersten Präsidenten George Washington.

Trump gönnt Macron ein Bankett -  und zeigt Merkel die kalte Schulter

Melania schmückt

Ab heute, Dienstag, dann der offizielle Teil mit allem, was das Protokoll hergibt. Weißes Haus, südlicher Garten, Besuch des Militärfriedhofs Arlington und seiner Gräberreihen, die einer Hundertschaft von Hollywood-Filmen Pathos verliehen haben, gemeinsame Pressekonferenz im Rosengarten. Dazu das erste Staatsbankett, das Trump überhaupt gibt. First Lady Melania, die bei offiziellen Besuchen ansonsten eher durch Abwesenheit oder demonstrativ schlechte Laune glänzt, hat sich diesmal ins Zeug gelegt. Das Ex-Model hat sich persönlich um Porzellan, Blumen und andere dekorative Details gekümmert.

Trump zeigt sich dem Franzosen nicht ohne Grund von seiner besten Seite. Schließlich hat sich Macron gerade demonstrativ an die Seite des weltpolitisch oft isolierten Amerikaners gestellt. Als Trump zur Vergeltung für einen mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen einen Raketenangriff gegen Syriens Armee startete, flogen französische Raketen gleich mit.

In der Affäre rund um die Vergiftung des russischen Doppelagenten Skripal in Großbritannien war es Frankreichs Präsident, der lautstark härtere Sanktionen gegen Russland forderte. Für Trump, der ohnehin gerade gegen sein verhängnisvolles Image als Putin-Freund anzukämpfen versucht, eine willkommene Rückendeckung.

Pünktlich zum Eintreffen in Washington forderte der Franzose noch einmal entschiedenes Auftreten gegen Putin. Beim anderen Streitthema zwischen den USA und Europa, dem Atomprogramm des Iran, bemühte Macron sich ebenfalls, Trump zumindest entgegenzukommen. Auch er sei mit der Situation im Iran nicht zufrieden. Trotzdem sei er – anders als Trump – dagegen, das geltende Atomabkommen aufzukündigen, solange es keine „bessere Option“ gebe.

Der US-Präsident wird sich Macrons Argumente zumindest anhören. Schließlich sei der, so meinte zumindest ein französischer Minister, „der einzige Gesprächspartner Trumps in Europa“.

Robert Uitz-Dallinger (ORF) zu Besuch von Macron

Arbeitstreffen

Mit genau dieser Rolle als Gesprächspartner tut sich der andere hochrangige Gast im Weißen Haus für diese Woche besonders schwer. Gerade einmal ein paar Stunden hat Trump am kommenden Freitag für Angela Merkel frei geräumt, ohne jeglichen Pomp und Zeremonien. Doch die deutsche Kanzlerin, enge Verbündete von Vorgänger Obama, fand mit dem Amerikaner von Beginn an keine gemeinsame Wellenlänge.

Trump fühlte sich von Merkel entweder auf überhebliche Weise belehrt oder grundsätzlich missverstanden. Beim ersten Treffen im Weißen Haus gab er ihr daher demonstrativ nicht die Hand. Solche Grobheiten lässt Trump inzwischen sein, gönnt der Kanzlerin, die er oft schlicht „Merkel“ nennt, lauwarme Freundlichkeiten. Für die Vier-Augen-Gespräche, die für ihn ja Essenz von Weltpolitik sind, hat Trump ohnehin seinen Lieblingseuropäer gefunden – in Paris.

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