Ihr Team, bestehend aus acht amerikanischen Ärzten und 15 Hilfskräften, kümmert sich in Paris um die Anfragen in Rekord-Geschwindigkeit. Sie nehmen Online-Anfragen auf Abtreibungspillen entgegen und senden diese an Ärzte in jene US-Bundesstaaten, wo Abtreibung legal ist. In den Bundesstaaten wie etwa in Florida, in denen das nicht der Fall ist, verkaufen sie das Medikament an Privatpersonen.
Bei dem Medikament handelt es sich um die Abtreibungspille Mifeprex, sie enthält den Wirkstoff Mifepriston. Sie wird normalerweise gemeinsam mit Misoprostol eingenommen. Die Medikamentenkombination wird bei mehr als 60 Prozent der Abtreibungen in den USA verwendet.
Auch Elisa Wells, Mitgründerin von Plan C, eine US-Gesundheitsinitiative für medikamentöse Abtreibungserleichterung, berichtet von einer ähnlich dramatisch gestiegenen Nachfrage: „Vor der Bekanntgabe der Wahlergebnisse, Anfang des Monats, hatte unsere Webseite 4.500 Besucher pro Tag. Gestern hatten wir 82.900.
Das ist ein enormer Anstieg an Menschen, die Informationen darüber suchen, wie sie Zugang zu Abtreibungen bekommen“ – eine Zunahme von 625 Prozent. Für die kommenden Tage rechnet Wells mit anhaltend hoher Nachfrage. Offenbar bereiten sich Frauen in Erwartung einer restriktiveren Politik Trumps darauf vor, Abtreibungspillen zu horten.
Hin und Her
Donald Trumps Position gegenüber Abtreibung und Reproduktionsrechte schwankte während des Wahlkampfes immer wieder. Mal fordert er Strafen für Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen, mal versicherte er, die Entscheidung über Abtreibung den Bundesstaaten überlassen zu wollen. Mit diesem Hin und Her verwirrte er nicht nur die Wählerschaft, sondern auch Sozialkonservative und Abtreibungsgegner in seinen eigenen Reihen.
Aber eines blieb konstant: sein Einfluss auf die Aufhebung des berühmten Urteils Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof im Juni 2022. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit drei ultra-konservative Richter in das Gremium entsendet. Damit kippte das gesamte US-Höchstgericht auf eine extrem konservative Seite. Und damit wurde auch die Aufhebung jenes Urteils möglich, das den freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in des USA fixiert hatte.
Insgesamt sind es nun bereits 21 US-Bundesstaaten, die Abtreibung verbieten oder extrem stark einschränken. Parallel zur Präsidentschaftswahl konnten US-Bürger am vergangenen Dienstag in zehn Bundesstaaten über ein Referendum zum Thema Abtreibung abstimmen. Sieben sprachen sich dafür aus, das Recht auf freien Zugang zur Abtreibung in ihrer jeweiligen Verfassung festzuhalten.
Darunter finden sich auch Staaten, die mehrheitlich Trump wählten, etwa Missouri. In Arizona und Missouri wurden die bestehenden Verbote gekippt. In Colorado, Maryland, Nevada und New York wählten die Bürger bestehende Abtreibungsrechte in den Verfassungsrang.
In Florida hingegen scheitere das Referendum an der hohen Hürde von 60 Prozent. Knapp 58 Prozent der Bevölkerung im Sunshine State wollten, die Regel kippen, wonach Schwangerschaftsabbrüche nur bis zur 6. Woche vorgenommen werden dürfen. Zu diesem Zeitpunkt wissen Frauen allerdings meistens noch nicht einmal, dass sie schwanger sind.
Auch in South Dakota bleiben die strengen Verbote bestehen. Ein Schwangerschaftsabbruch ist bisher nur erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.
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