"Oh, ich bin so froh!": Das Königreich feiert Kates Comeback

Feiernde Royals-Fans in London.
War sie das?
Unruhig dreht Abigail Hunter den Kopf, als die erste royale Kutsche Samstagvormittag durch die Prunkstraße The Mall rollt. Die gebürtige Kanadierin lehnt sich ein wenig weiter über die Absperrung, doch in der überdachten Kutsche kann sie wenig ausmachen. In Abigails erstem Jahr in der britischen Hauptstadt wollte sie sich die jährliche Militärparade "Trooping the Colour" sowieso nicht entgehen lassen. Doch dann kam Freitagabend auch noch die Eilmeldung: Prinzessin Catherine werde doch teilnehmen. "Als bin ich heute ganz früh aufgestanden, um einen guten Platz zu bekommen."
Eigentlich hätte an diesem Tag König Charles im Mittelpunkt stehen sollen. Nicht nur, weil der "Aufmarsch der Farben" seine offizielle Geburtstagsparade, sondern auch weil es der erste große Auftritt seit seiner Krebsdiagnose ist. Wie berichtet, hatten Charles und Catherine im Februar ihre Krebsdiagnose bekannt gegeben.

Elaine Lord kam aus Liverpool: Sie sei "so erleichtert", dass es Kate gut genug geht, um dabei zu sein.
Liebe zum Königreich
Und doch kommen die Briten entlang der Paraderoute zuerst auf seine Schwiegertochter zu sprechen. "Oh, ich bin so froh, dass es ihr gut genug geht!", sagt die 64-jährige Elaine Lord, die in Union-Jack-Regenjacke, Union-Jack-Schal und Union-Jack-Regenschirm im St. James Park steht. Charles war bereits im Mai in die Öffentlichkeit zurückgekehrt. Prinzessin Catherine hingegen hatte seit der Weihnachtsmesse 2023 keine Termine wahrgenommen.
Abigail Hunter hat in der Zwischenzeit aufatmen können. In der ersten Kutsche saß die Herzogin von Edinburgh. Nun erschallt einmal mehr der Befehl an die Garde: "Royaler Salut!" Die Soldaten in roter Uniform und Beefeater-Mütze präsentieren ihre Waffe, steigen in den Ausfallschritt.
Dann sind sie zu sehen.

Rebecca und Emma sind extra aus Manchester angereist.
Die offizielle Geburtstagsparade "Trooping the Colour" des Königs (Charles III. war im November 75 Jahre alt geworden) ist ein Höhepunkt im Kalender der Royal Family. Tausende Soldaten in roten Gardeuniformen und mit Bärenfellmützen paradieren auf dem Exerzierplatz Horse Guards Parade. Der König nimmt den Aufmarsch persönlich ab. Wegen seiner Krebserkrankung legte Charles aber in diesem Jahr per Kutsche den Weg vom Palast zurück.
Prinzessin Kate hatte sich zuletzt zu Weihnachten gezeigt. Sie war im Jänner im Bauchraum operiert worden. Später war bei ihr Krebs diagnostiziert worden, wie sie in einer Videobotschaft Ende März mitgeteilt hatte.
Der Name "Trooping the Colour" bezieht sich auf das Präsentieren der auch als "colour" bezeichneten Fahnen des teilnehmenden Regiments. Die Zeremonie entstand vermutlich zur Regierungszeit von König Charles II. (1660 - 1685). 1748 wurde festgelegt, dass mit der Parade der offizielle Geburtstag des Königs gefeiert wird.
Der König im Schatten seiner Schwiegertochter
Die von Schimmeln gezogene, schwarze Kutsche mit goldener Verzierung. "King Charles!", ruft eine helle Frauenstimme. Und eine Welle der Jubelrufe und "Hip hip hoorays!" schwappt durch die Zuschauermenge. Hektisch zücken auch die letzten ihre Handys, heftig werden die britischen Fahnen gewedelt. "Es ist so surreal", ruft Abigail. "Das sind sie ja tatsächlich!"
Auf Prinz William, Prinz Edward und Prinzessin Anne hoch zu Ross, folgt die zweite Kutsche. Ihren Kopf kann man hinter dem breiten schwarz-weißen Hut von Philip Treacy zunächst nur schwer ausmachen, aber in ihrer geraden Haltung ist sie unverkennbar: Prinzessin Catherine neben Louis, gegenüber von Prinzessin Charlotte und Prinz George. Das Jubeln, das Klatschen schwillt einmal mehr an. "Da ist sie!", hört man von allen Seiten. "Da ist Catherine!"
Gemeinsam mit den Kutschen ziehen die Schaulustigen in Richtung Exerzierplatz, auf dem der Hauptprogrammpunkt der Geburtstagsfeier stattfindet: die Präsentation der Farben, heuer jene der Irish Guards.

Die "working Royals" posieren für das traditionelle Foto am Balkon des Buckingham Palace.
Dabei hat König Charles dieser Tage ja gar nicht Geburtstag. Doch bereits König Edward VII., ebenfalls ein Novemberkind, hat vor 100 Jahren die militärische Geburtstagsparade (die auf König Charles II. im 17. Jahrhundert zurückgeht) in den Mai und Juni verlegt. Er wollte sich bei Sonnenschein feiern lassen.
Kein London ohne Regen
Und so ist es ein wenig ironisch, als sich während der Parade die Wolken öffnen und nicht nur ein Platzregen, sondern auch ein Gewitter einsetzt, das einige Pferde nervös herumtänzeln lässt. Doch zumindest in seiner Wechselhaftigkeit macht das Wetter England dann alle Ehre.
Als der von Fans heiß erwartete Moment ansteht, ist der Himmel über dem Buckingham Palast wieder tiefblau. Kurz nach 13 Uhr Ortszeit öffnet sich die Balkontür und sie treten heraus: Charles, Camilla, Kate, William, die Kinder, die anderen "working Royals". So perfekt und gleichzeitig normal wirkt der Moment, dass man vergessen könnte, wie hart dieses Jahr war. Und wie hart es zum Teil weiter werden könnte. Sie mache gute Fortschritte, schrieb Prinzessin Catherine in ihrem Instagram-Post Freitagabend. Aber wie jeder, der eine Chemotherapie durchmacht, wisse, fuhr sie fort, gebe es gute und schlechte Tage. Auch wenn sie an diesem Samstag also auf dem Balkon war. Über dem Berg ist sie noch nicht.
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