Traum eines Brexiteers: EU-Austritt Italiens und Dänemarks - aber sicher nicht

Traum eines Brexiteers: EU-Austritt Italiens und Dänemarks  - aber sicher nicht
Warum Nigel Farage mit seinen Prophezeiungen vom Zerfall der Europäischen Union irrt

Keine Frage: Der Abgang der Briten aus der EU schmerzt Dänemark mehr als so manch anderen EU-Staat. Aber dass Chef-Brexiteer Nigel Farage jüngst neben Polen und Italien ausgerechnet die EU-affinen Dänen als potenzielle EU-Aussteiger markierte, sorgt in Dänemark doch für Staunen.

Traum eines Brexiteers: EU-Austritt Italiens und Dänemarks  - aber sicher nicht

Brexiteer Nigel Farage

In kaum einem anderen EU-Land ist die Zustimmung zur Union so hoch. Mehr als vier Fünftel der Bevölkerung gaben in einer Eurobarometer-Umfrage an, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiere.

Sicher ist aber auch: Wie viele Briten sind auch die Dänen keine Freunde von immer mehr Integration innerhalb der EU oder von mehr Macht für Brüssel. Den Euro wollten sie ebenso wenig wie das wirtschaftsliberale Großbritannien – und so baute Dänemark zu London engere Beziehungen auf als zu den anderen Staaten in der EU.

Traum eines Brexiteers: EU-Austritt Italiens und Dänemarks  - aber sicher nicht

Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen

Der große Bruder

„Jetzt haben wir unseren großen politischen Bruder verloren“, bedauert der dänische EU-Abgeordnete Morten Lokkegaard. Von einem Austritt Dänemarks aus der EU aber kann keine Rede sein. Auf alle Fälle aber müsse sich das kleine Dänemark nun neue Verbündete innerhalb der EU suchen.

In Italien hingegen ist die einstige Europa-Begeisterung auf einen historischen Tiefststand gesunken (siehe unten). 2018, als die rechtspopulistische Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung die Regierungskoalition bildeten, war sogar schon von einem möglichen Italexit die Rede – einem Austritt Italiens aus der EU.Dieses Schreckgespenst verschwand zwar bald wieder – wohl auch, weil das Brexit-Chaos in Großbritannien die Italiener abschreckte.

Was Italien benötigt, sind Auswege: Aus der strukturellen Wirtschaftskrise, der hohen Jugendarbeitslosigkeit, den stockenden politischen Reformen, der extrem hohen Verschuldung und der nicht enden wollenden Migrationskrise. Viele dieser Probleme Italiens sind hausgemacht. Dennoch hoffte man auf mehr Unterstützung aus Europa – besonders in der Frage der Migration.

Ein wenig Hilfe kam, aus der Sicht Italiens aber viel zu wenig. Das schürt bei vielen Italienern die Enttäuschung, von der EU vernachlässigt zu werden. Noch aber wissen auch die meisten Italiener: Die EU zu verlassen, wird ihre Probleme nicht lösen. Eine Mehrheit für einen Italexit ist derzeit nicht in Sicht.

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