Töne zwischen Ankara und Damaskus werden schärfer
Nach dem Anschlag vom Samstag im türkisch-syrischen Grenzgebiet kam es zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen Ankara und Damaskus. Mindestens 46 Menschen sind bei dem verheerenden Anschlag auf die kleine Stadt Reyhanli am Südzipfel der Türkei – direkt an der Grenze zu Syrien – ums Leben gekommen. Die meisten von ihnen waren Türken.
Nicht einmal zehn Minuten braucht man mit dem Auto zum Grenzübergang Cilvegözü, über den täglich Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei kommen. Rund 25.000 von ihnen haben sich in und um Reyhanli niedergelassen – nach dem Anschlag am Samstag entlud sich die Wut der Bewohner erst einmal an ihnen. Sicherheitskräfte mussten die Flüchtlinge beschützen.
Schuldzuweisungen
Doch schon bald stellte die türkische Regierung klar: Alles deute darauf hin, dass das syrische Regime hinter den Autobomben steckt. Am Sonntag nahm die Polizei neun Verdächtige fest. Alle sind türkische Staatsbürger, zum Teil sollen sie gestanden haben. Nach weiteren Verdächtigen wurde gesucht. Türkische Medien berichteten, dass die Gruppen, die den Anschlag verübt haben, in engem Kontakt mit dem Regime von Bashar al-Assad und dessen Geheimdienst stünden. Da schloss sich auch die syrische Opposition in der Türkei an: „Wer diese verabscheuungswürdigen Terroranschläge verübt hat, will damit die türkische Regierung, die dem syrischen Volk beisteht, für ihre ehrenhafte Haltung bestrafen“, erklärte die Nationale Syrische Koalition in Istanbul.
Nicht Damaskus, sondern Ankara trage die „moralische und politische Verantwortung“ dafür, dass die Grenzregion Schauplatz des internationalen Terrorismus wurde, konterte daraufhin der syrische Informationsminister Omran al-Subi am Sonntag.
Damaskus steht mit dem Rücken zur Wand. Die Türkei, die – früher Verbündeter von Syrien – sich stark für die Opposition einsetzt, droht Assad: „Wenn bewiesen ist, dass Assad verantwortlich ist, werden wir das Nötige tun“, ging Vizepremier Bülent Arinc in die Offensive.
„Beweise“
Schon vor dem Anschlag hatte Ankara deutlich gemacht, gegen Damaskus vorgehen zu wollen. Es gebe eindeutige Beweise, dass das Regime in Syrien Chemiewaffen einsetze. Das benutzte Premier Recep Tayyip Erdogan, um Washington zum Handeln aufzufordern: Die USA sollen eine No-Fly-Zone über Syrien exekutieren.
Außenminister Ahmet Davutoglu machte auch die Weltgemeinschaft – wegen ihrer Tatenlosigkeit für den Anschlag verantwortlich. Er glaubt zudem nicht, dass der Anschlag ein Zufall war. In Reyhanli sind nicht nur tausende syrische Flüchtlinge untergebracht, die Stadt ist zudem Standort türkischer Experten, die verletzte Syrer untersuchen, um dem Assad-Regime den Einsatz von C-Waffen nachzuweisen.
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