Syrien: Die Assad-Familie bricht im Streit auseinander
Nach neun Jahren Bürgerkrieg geht der Familie Assad das Geld aus. Asma, die schöne Frau des Diktators, ist Sunnitin und hat sich im Auftrag ihres Mannes offenbar mit dem mächtigen Clan der Makhloufs, der alawitischen Familie ihrer 2016 verstorbenen Schwiegermutter Anisa, angelegt. Sie will deren Geschäfte übernehmen.
Das weiß man deshalb, weil Rami Makhlouf, der mächtige Cousin des Diktators, seit Ende April Videos auf Facebook veröffentlicht, in denen er sich über Forderungen der Finanzbehörden und die Verhaftung seiner Angestellten empört.
Für Normalsterbliche in Syrien wäre so ein Hilferuf vermutlich tödlich, im Falle Rami Makhloufs könnten die Videos aber eine Art Lebensversicherung sein. Allerdings schützen sie nicht vor Enteignung: Am Dienstag beschlagnahmte die Regierung umgerechnet 120 Millionen Euro von Makhlouf. Offiziell sollen damit Zahlungen an die syrische Regulierungsbehörde für Telekommunikation gewährleistet werden – noch besitzt er die Mobilfunkfirma SyriaTel. Es ist fraglich, wie lange noch.
Die Makhloufs waren zu Beginn des Krieges die reichste Familie in Syrien. Sie besaßen neben SyriaTel, Bau- und Ölfirmen und sind bis heute dick im Geschäft mit dem verbündeten Iran.
Der Spiegel berichtet allerdings, dass jetzt die Assad-Familie SyriaTel übernehmen will – über ein Unternehmen, das Asma al-Assad gehören soll. Und Bashar al-Assads gefürchteter Bruder Maher macht seinem Cousin auch im Drogenhandel heftige Konkurrenz.
Weil Syrien komplett zerstört und ausgeplündert ist, sind Drogen derzeit eine wichtige Einnahmequelle, um an Devisen zu kommen. Im iranisch kontrollierten Sperrgebiet um die Stadt Kusair sollen sich Dutzende Drogenlabors befinden. Produktionsstätten für Amphetamine, besser bekannt als Captagon, die vor allem in libyschen Kampfgebieten und in Saudi-Arabien dringend gebraucht werden und dort reißenden Absatz finden.
Die Frau aus London
Die Familienfehde zwischen den Assads und den Makhloufs hat auch ganz private Gründe. Denn Assads verstorbene Mutter Anisa soll sich fürchterlich darüber aufgeregt haben, dass ihr Sohn Bashar eine sunnitische Bankerin aus London als Ehefrau nach Damaskus gebracht hat. Denn eigentlich war ihm die Heirat mit einer entfernten Cousine aus dem Stamm der Makhloufs nahegelegt worden.
Schwiegermutter und Schwiegertochter waren einander also nie grün. An Asmas Hochzeitstag mussten die Frauen im Stammland der Alawiten um die Stadt Latakia sogar Trauerkleidung anlegen.
Als Assads Mutter Anisa mit 86 Jahren starb, revanchierte sich Asma, die Mutter von drei Söhnen, die damals auch an Brustkrebs erkrankt war. Weil UNO-Hilfsgelder nur noch über wohltätige Stiftungen ins Land kamen, wurde die „Bustan“-Stiftung der Makhloufs im wahrsten Wortsinn sturmreif geschossen, sodass das Geld nur noch in Asmas Wohltätigkeitsorganisation floss. Bei diesen kriegerischen Angriffen auf Brustan-Leute gab es viele Tote.
Ob dieses Geld immer zweckgebunden ausgegeben wurde, ist eher fraglich. Denn Asma ist eine leidenschaftliche Einkäuferin und soll sich mitten im Krieg haufenweise Luxusartikel bestellt haben.
Auch Rami Makhlouf lebt wie ein Großfürst und wohnt in einem Palast außerhalb von Damaskus. Seine Söhne posten auf Instagram ihre Ferraris.
Der Familienstreit ums Geld kommt in Moskau nicht gut an. Die russische Zeitung Gosnovosti schrieb, der Diktator habe bei Sotheby’s das Pop-Art-Gemälde „The Splash“ von David Hockney um fast 26 Millionen Euro ersteigern lassen, um es seiner Asma zu schenken. Während das Volk darbt und Russland den Krieg für Assad führen soll. Obwohl diese Gemäldegeschichte vermutlich erfunden ist, verstehen das viele Syrienexperten als Warnung an den Diktator.
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