Syrien versinkt in Blut und Chaos

Syrien versinkt in Blut und Chaos
Bei einem verheerenden Doppelanschlag in Damaskus wurden Dutzende Menschen getötet. Das Land rutscht immer schneller in einen Bürgerkrieg.

Dunkle Rauchwolken zogen Donnerstagfrüh über Damaskus. Sie waren für alle Bewohner der syrischen Hauptstadt das sichtbare Zeichen des schwersten und folgenreichsten Anschlages seit Beginn des Aufstandes gegen Machthaber Bashar al-Assad vor 14 Monaten. Bei einem Doppelanschlag nach El-Kaida-Muster auf einer Schnellstraße starben im morgendlichen Berufsverkehr mindestens 70 Menschen, weitere 375 wurden teils schwer verletzt.

Selbst in weit entfernt liegenden Stadtvierteln vibrierten die Fenster. In der Straße klaffen jetzt zwei riesige Krater. Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder von verkohlten Leichen und zerfetzten Autos.

Ziel des Attentats dürfte ein Komplex des Militär-G­eheimdienstes gewesen sein, der sich in dem Gebiet befindet: Das berüchtigte "Palästina-Verhörzentrum", in dem viele politische Gegner gefoltert werden. Die Fassade des Gebäudes wurde schwer beschädigt.

Gegenseitige Schuldzuweisung

Syrien versinkt in Blut und Chaos

Das syrische Regime machte die Opposition für das Blutbad verantwortlich und sprach von einem "Terrorakt". Tatsächlich meinen Beobachter, dass die Rebellen von El-Kaida-Kämpfern unterwandert worden sein könnten. Die Assad-Gegner sprechen von einem "zynischen Manöver" der Regierung, um die Opposition zu diskreditieren.

Der Leiter der UN-Beobachtermission, Generalmajor Robert Mood, eilte am Donnerstag sofort zum Ort des Anschlages, um sich selbst ein Bild zu machen. Erst am Vortag war eine Bombe in unmittelbarer Nähe eines UN-Konvois detoniert. UN-Mitarbeiter wurden nicht verletzt, sehr wohl aber sechs s­yrische Soldaten, die den Trupp begleiteten.

Die jüngsten Entwicklungen zeigen sehr deutlich, dass die Waffenruhe, die eigentlich seit 12. April gelten sollte, nur mehr Makulatur ist. Das Internationale Rote Kreuz betonte erst diese Woche, dass die Zustände im Norden des Landes als Bürgerkrieg zu bezeichnen seien. Dieser könnte nun erst so richtig ausbrechen – droht doch der Anführer der "Freien Syrischen A­rmee, Oberst Riad al-Asaad, mit der offiziellen Aufkündigung der Feuerpause: "Wir werden nicht die Arme vor der Brust verschränken und zusehen, wenn Morde, Verhaftungen und der Beschuss weitergehen."

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