Syrien stellte russische Wagner-Söldner bei Aufstand kalt
Die Regierung in Damaskus und russische Militärs haben Insidern zufolge während des Aufstandes der Wagner-Gruppe in Russland schnell Maßnahmen gegen die Söldner in Syrien ergriffen.
Damit habe verhindert werden sollen, dass die Rebellion sich dorthin ausbreite, sagten sechs mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Zu den Maßnahmen gehörten das Kappen von Telefonleitungen und die Einbestellung von Wagner-Kommandeuren in eine russischen Militärbasis.
Die Regierung in Damaskus hat sich öffentlich nicht zu dem Aufstand von Wagner am 23. und 24. Juni - Freitag und Samstag - geäußert. Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hatte im Streit mit der russischen Führung seine Kämpfer angewiesen, auf Moskau zu marschieren.
Sie waren von Rostow am Don aus Hunderte Kilometer ohne größeren Widerstand vorangekommen, als ein von Belarus vermitteltes Abkommen sie zur Umkehr bewegte. Während des Aufstandes waren den Insidern zufolge hochrangige syrische Militär- und Geheimdienstbeamte besorgt. Sie befürchteten, dass er sich negativ auf die russische Militärpräsenz des engen und wichtigen Verbündeten im Land hätte auswirken können.
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Festnetz- und Internetverbindungen wurden gekappt
Der syrische Militärgeheimdienst kappte den Insidern zufolge umgehend die Festnetz- und Internetverbindungen dort, wo die Wagner-Truppen stationiert waren. Dies sollte verhindern, dass sie untereinander, mit den Wagner-Einheiten in Russland oder mit Verwandten zu Hause kommunizieren konnten, sagten drei Personen.
Am Samstag früh hätten dann syrische Militärgeheimdienstler und russische Verteidigungsbeamte zusammengearbeitet, um die Söldner in Syrien zu isolieren. Etwa ein Dutzend Wagner-Offiziere in der Provinz Homs und anderen Teilen Syriens wurden dazu zum russischen Stützpunkt in Hmeimim einberufen.
Bis zum 24. Juni seien dann die Wagner-Kämpfer zur Unterzeichnung von Verträgen aufgefordert worden, in denen sie direkt dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt werden würden, hieß es weiter. Auch ihre Bezahlung sei gekürzt worden. Wer die Verträge ablehnte, wurde in den folgenden Tagen mit russischen Iljuschin-Flugzeugen ausgeflogen.
Ein Insider sagte, es habe sich um Dutzende Söldner gehandelt. Dies habe die syrischen Beamten überrascht: Sie hätten erwartet, dass mehr Söldner ablehnen und ins Exil gehen würden.
Russland hatte 2015 seine Streitkräfte und insbesondere seine Luftwaffe nach Syrien entsandt. Dort half es Präsident Bashar al-Assad bei der Niederschlagung von Aufständischen. Seitdem war Wagner an Kampfeinsätzen und der Sicherung von Ölanlagen beteiligt.
Die Gruppe war in Syrien mit etwa 250 bis 450 Kämpfern vertreten und damit im vergleichsweise geringem Umfang. Offizielle Zahlen zur Personalstärke lagen nicht vor.
"Wagner spielt in Syrien keine Rolle mehr", sagte Nawar Schaban vom Omran Center for Strategic Studies, eine unabhängige Forschungsgruppe mit Sitz in Istanbul. Angesichts der Ereignisse sei die Arbeit mit dem syrischen Verteidigungsministerium beendet.
Wagner hatte im vergangenen Jahr bereits viele erfahrene Kämpfer aus Syrien abgezogen, um sie in der Ukraine einzusetzen. Dies berichteten Analysten und ein pensionierter syrischer Militäroffizier. Die syrische Regierung, das russische Verteidigungsministerium und Wagner nahmen zu den Angaben nicht Stellung.
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