Syrien: Ruf nach Angriff verhallt

Ist das Massaker von Houla (Hula) Wendepunkt der Syrien-Krise? Kommt eine Militärintervention? Der KURIER analysiert.

Wer will eine militärische Intervention in Syrien?

Eigentlich niemand so wirklich. Zwar hat der neue französische Präsident François Hollande einen Angriff nicht mehr ausgeschlossen; allerdings nur unter einem Mandat des UN-Sicherheitsrates, und das ist so gut wie ausgeschlossen. Die Sicherheitsrats-Vetomächte China und vor allem Russland sind weiterhin kategorisch dagegen. Die NATO, die in Libyen ohne UN-Mandat eingegriffen hat, ist jetzt äußerst zurückhaltend und auch die Obama-Regierung in Washington will nicht eingreifen. Das einzige Land, das eine Intervention zumindest in Betracht zieht, ist die Türkei.

Wie könnte ein solcher A­ngriff aussehen?

Es gibt mehrere Optionen, die Militärs realistisch erscheinen. Die erste ist die Schaffung eines humanitären Korridors, am ehesten von der türkischen Grenze ausgehend. Über den könnten Flüchtlinge aus dem Land und könnte Hilfe ins Land gebracht werden.

Ähnlich funktioniert auch die Schaffung sogenannter Sicherheitszonen im Land, die von einer Besatzungstruppe gesichert würden.
Ebenfalls in Erwägung gezogen werden Luftangriffe auf die Armee, wie sie in Libyen durchgeführt wurden.
Die einfachste Variante wären Flugverbotszonen, die von ausländischen Luftwaffen patrouilliert und notfalls verteidigt würden.

Was wären die militärischen Risiken?

Anders als in Libyen sind die syrischen Streitkräfte bestens ausgerüstet und organisiert. Die Luftabwehr ist modern und könnte einem Luftangriff massiven Widerstand entgegensetzen. Auch die Schaffung von Sicherheitszonen oder Korridoren benötigt aufgrund der Haltung des syrischen Regimes den Einsatz massiver Kräfte, die mit Sicherheit in Kämpfe verwickelt würden.

Und die politischen Risiken?

Syrien hat eine Schlüsselstellung im Nahen Osten. Ein Ausweitung des Krieges könnte die Nachbarn Libanon und Irak destabilisieren. Ein Sturz des Assad-Regimes könnte in Syrien den Bürgerkrieg weiter eskalieren lassen, da die Kräfte der Opposition tief gespalten sind und teilweise völlig unterschiedliche Ziele verfolgen – von einer westlichen Demokratie bis hin zu einer islamischen Diktatur.

Gibt es andere Möglichkeiten einzugreifen?

Eine Möglichkeit ist die Aufrüstung der Opposition, was ja einige arabische Länder bereits tun. Militärisch aber bringt das vorerst wenig, da deren Kräfte zersplittert und viel zu schwach sind, Assads Militär dagegen trotz massenhafter Desertionen weiterhin einsatzbereit und stark.

Stützt man sich auf Generäle, die sich gegen das Regime gewandt haben, droht im Fall eines Sieges eine Militärdiktatur.

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