Wo wird gewählt, was steht auf dem Spiel?
Bei den demokratischen Vorwahlen in 14 Bundesstaaten sind 1.357 von 3.979 Kern-Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Juli zu vergeben: Alabama (52), Arkansas (31), Minnesota (75), Tennessee (64), Texas (228), Utah (29), Vermont (16), Virginia (99), Kalifornien (415), Colorado (67), Massachusetts (91), Oklahoma (37), North Carolina (110) und Maine (24).
Außerdem wird im Außenterritorium American Samoa (6) gewählt. Und bei den Auslandsamerikanern („Democrats abroad“), die 13 Delegierte stellen. Für die Nominierung in Milwaukee sind im ersten Wahlgang 1.991 Stimmen nötig.
Wie ist die Gemengelage?
Schaut man auf die Umfragen, liegt der „demokratische Sozialist“ Bernie Sanders in vielen Bundesstaaten teils deutlich vorn – oder unter den ersten drei. Der Senator aus Vermont, der im links-progressiven Teil der Wählerschaft der „King“ ist und die ähnlich tickende Senatorin Warren in den Schatten gestellt hat, könnte einen kaum mehr einholbaren Vorsprung um die 350 Wahlmänner erzielen.
Weite Teile des Partei-Establishments bringt das in schockschwere Not. Sie halten Sanders, der viele kostspielige Sozialprogramme verspricht und eine radikale Veränderung der Wirtschaftsstruktur, in einem Duell mit Trump für den sicheren Chancentod.
Warum kann Sanders sich heute vom Feld absetzen?
Entscheidende Faktoren bei dieser „Hochrechnung“ sind unterstellte Erfolge für ihn in Kalifornien, Texas und North Carolina, wo zusammen rund 750 Delegierte zu vergeben sind. Sanders führt hier in Umfragen teils deutlich.
Außerdem hilft ihm eine von der Parteispitze eingebaute Schallmauer, die seine verbliebenen ernst zu nehmenden Konkurrenten – Joe Biden und Michael Bloomberg und mit deutlichem Abstand Elizabeth Warren – in Umfragen bisher kaum durchbrochen haben. Um Delegierte einzusammeln, muss jeder Kandidat (bundesstaatsweit oder in einzelnen Kongress-Distrikten) mindestens 15 % der Stimmen auf sich vereinigen.
Was ist mit dem großen Unbekannten?
New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg schwänzte die ersten vier Wahlgänge, pumpte aber von Mitte November bis heute über 550 Millionen Dollar in seinen auf TV-Spots und Internet-Werbung fokussierten Wahlkampf. Er kann es sich mit einem Privatvermögen von knapp 65 Milliarden Dollar leisten.
Bloomberg, ein technokratischer Macher, robbte sich bis zu seinen ersten TV-Debatten-Auftritten bis auf Platz 3 in den Umfragen heran; hinter Sanders und Biden. Miserable Vorstellungen des vor der Kamera roboterhaft uncharismatischen New Yorkers haben neben einem Rucksack voller Altlasten (Stichwort: Zoten über Frauen) Zweifel an seiner Eignung geweckt.
Was tut Bloomberg dagegen?
Er hat mit Clint Eastwood und Michael Douglas zwei Hollywood-Ikonen als Fürsprecher gewonnen. Von noch größerer Durchschlagskraft könnte Judy Sheindlin sein, Amerikas bekannteste Fernsehrichterin („Judge Judy“), die schon ein flammendes Pro-Bloomberg-Plädoyer in USA Today gehalten hat.
Und was ist mit Alt-Vizepräsident Joe Biden?
Seine beeindruckende politische Wiederauferstehung in South Carolina und der überraschende Rückzug von Jung-Star Pete Buttigieg (38), der sich gestern offiziell für Biden aussprach, können die Lage für Bloomberg verkomplizieren. Biden und Bloomberg rangeln ums gleiche Wähler-Segment: Mainstream-Demokraten, die mehr Anstand und Unaufgeregtheit im Weißen Haus wollen.
Lassen sie Bloomberg, der sowohl Trump als auch Sanders unbedingt verhindern will, heute hängen und greifen (mithilfe der Buttigieg-Anhänger) „Comeback-Kid“ Biden unter die Flügel, geriete Bloombergs Kandidatur unter Rechtfertigungszwang. Biden könnte so zur klaren Sanders-Alternative werden.
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