Südkorea: Verfassungsgericht kippt Abtreibungsverbot

(Symbolbild)
Das Verbot von Abtreibungen wurde als verfassungswidrig eingestuft. Die Regierung muss das Gesetz nun bis Ende 2020 ändern.

Südkoreas Abtreibungsverbot verstößt nach Ansicht des Verfassungsgerichts gegen die Verfassung. Das teilte der Gerichtshof am Donnerstag in Seoul mit. Das Verbot verletze das "Recht von Frauen auf Gesundheit", indem es ihnen den Zugang zu "sicheren und rechtzeitigen Eingriffen" verwehre, urteilte das Gericht. Die Regierung muss das Gesetz nun bis Ende 2020 ändern.

Keine separaten Lebewesen

Da Embryonen zu ihrer Existenz vollständig auf den Körper ihrer Mutter angewiesen seien, könne man sie nicht als separate, eigene Lebewesen mit Recht auf Leben betrachten, erklärten die Verfassungsrichter. Das Gericht hatte sich nach Berichten südkoreanischer Medien vor sieben Jahren noch für die Beibehaltung des Gesetzes in seiner jetzigen Form ausgesprochen.

Jubel um Entscheidung

Vor dem Gerichtsgebäude feierten Hunderte von Abtreibungsbefürworterinnen das Urteil mit Jubelrufen und Umarmungen. Derzeit sind Schwangerschaftsabbrüche in Südkorea grundsätzlich verboten. Ausnahmen erlaubt das Gesetz aus dem Jahr 1953 lediglich bei Vergewaltigungen, Inzest oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Südkorea ist damit eine der wenigen Industrienationen, in denen noch solch ein pauschales Verbot gilt. Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, droht eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr, Ärzte müssen mit zwei Jahren Gefängnis rechnen.

Schon jetzt ignorieren viele Mütter das Verbot, werden dafür aber selten gerichtlich verfolgt. Gegner des Gesetzes kritisieren, es zwinge Frauen zu gefährlichen heimlichen Abtreibungen und sorge dafür, dass sie von der Gesellschaft ausgegrenzt würden. Südkorea ist mit nur 1,26 Kindern pro Frau eines der Staaten mit der niedrigsten Geburtenrate weltweit.

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