Studie ortete Mängel bei der Entwicklungshilfe-Organisation ADA

Studie ortete Mängel bei der Entwicklungshilfe-Organisation ADA
Der Chef der Organisation in Wien, Martin Ledolter, spricht von „fehlerhafter“ Evaluierung und strebt weitere Amtsperiode an. Unmut regt sich.

Frustrierte Mitarbeiter/-innen, damit verbunden eine hohe Fluktuation und Know-how-Verlust, wenig inhaltliche bzw. strategische Positionierung – eine Evaluierung, durchgeführt durch die „Integrated Consulting Group“ (ICG), stellt der Arbeit der „Austrian Development Agency“ (ADA), die für die Umsetzung von Entwicklungshilfe-Projekten weltweit zuständig ist, ein bescheidenes Zeugnis aus. Brisant: ADA-Chef Martin Ledolter, der seit 2013 im Amt ist und von einer teils „fehlerhaften“ Untersuchung spricht, strebt eine weitere Funktionsperiode an, was für Unmut sorgt.

„Ich hatte schon viele Chefs, alle Vorgänger schätzten unsere Fachexpertise. Er nicht“, klagt eine frühere ADA-Mitarbeiterin. Folge: Die „guten Kräfte“ gingen weg und würden oft lange nicht nachbesetzt und wenn doch, mit unerfahrenen Kräften.

Viele Abgänge

Zu diesem Schluss kommt auch die Evaluierungsstudie, die bereits 2019 durchgeführt wurde und vorrechnet, dass allein 2018 18 Austritte aus der Zentrale verzeichnet wurden – das entspreche einer negativen Fluktuation von 17 Prozent. Martin Ledolter dazu: „Die Gehälter, die wir zahlen, sind im internationalen Vergleich geringer. Wenn das Ausland mehr bezahlt, kommen wir da nicht mit.“

Studie ortete Mängel bei der Entwicklungshilfe-Organisation ADA

Die ADA ist für die Abwicklung von Entwicklungsprojekten weltweit zuständig

Es sei aber vor allem der Umgang mit den Menschen in der Organisation, die dem Außenamt untersteht, der vielen aufstoße, sagt ein anderer Ex-ADA-Mitarbeiter. Die ICG-Experten, die eine „nicht ausreichende Wertschätzung“ orten, empfehlen daher dringend einen „Organisationsprozess“ einzuleiten, um das „Arbeitsklima, den Umgang mit Konflikten, eine Vertrauensbasis ... zu stärken“. Folgerung in der Studie: „Dem Thema Personalentwicklung ist zukünftig ein besonderer Stellenwert zuzumessen.“

Den Vorwurf der geringen Wertschätzung kann Ledolter nicht nachvollziehen – und er dreht den Spieß um: „Wenn die Kritik kommt, dass man, etwa nach Pensionierungen, junge Leute anstellt, dann ist das ja normal und die Kritik eine Geringschätzung der Jungen. Kompetenz ist keine Frage des Alters.“

Alte Papiere

Zu den Missständen zählten Kritiker ferner Bürokratisierung und Zentralisierung. Und die inhaltlich-strategische Planung, die eine effiziente Hilfe vor Ort erst möglich mache, werde sträflich vernachlässigt. „Ich bin schockiert, dass die ADA im Wesentlichen noch immer mit den Papieren bzw. Grundlagen arbeitet, die zehn Jahre und älter sind“, sagt die Ex-ADA-Angestellte und bestätigt damit das, was auch in der Studie zu lesen ist: „Wir reden über Prozesse und nicht mehr über Inhalte.“

"Blödsinn"

Das weist der ADA-Chef, als „Blödsinn“ zurück. Man habe die inhaltliche Arbeit extrem vorangetrieben. Im Übrigen seien alle Empfehlungen der Evaluierung umgesetzt worden.

Zugleich verweist Ledolter auf eine Bewertung der Agentur durch die OECD aus 2019, die der ADA ein sehr gutes Zeugnis ausstelle: „Trotz aller Schwierigkeiten, etwa zu wenig Personal, kämpfen wir in einer Klasse, die eigentlich über unserer Gewichtsklasse liegt.“

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