Seit Beginn der Corona-Pandemie ist der Tourismus in Sri Lanka völlig zum Erliegen gekommen, durch den Krieg in der Ukraine und die stark gestiegenen Preise für Öl und Nahrungsmittel wurde die Situation für die rund 22 Millionen Einwohner endgültig dramatisch.
Die Inflation stieg zuletzt auf 54 Prozent, die staatlichen Rücklagen sind aufgebraucht, im Mai musste sich das Land erstmals in seiner Geschichte Bankrott erklären. Weil es kein Geld mehr für Importe gibt, mangelt es heute im Grunde an allem: An Lebensmitteln, Medikamenten, Strom, Treibstoff und Gas, das der Großteil der Bevölkerung zum Kochen braucht.
Der Rajapaksa-Familienklan
Im April wuchs die Unruhe erstmals zu landesweiten Protesten aus, die sich in erster Linie gegen den Rajapaksa-Clan richteten: Abgesehen von Präsident Gotabaya, genannt „Gota“, verfügten bis vor kurzem noch drei seiner Brüder und zwei seiner Neffen über Ministerposten. Sie alle waren im Mai gesammelt zurückgetreten, um „Gota“ zu schützen.
Auch der älteste Bruder, Mahinda, der als Kopf der Familie gilt. Er war von 2005 bis 2015 selbst Präsident und zog zuletzt als Premierminister die Fäden.
Sturm auf den Palast
Alleine hielt „Gota“ nicht lange durch, auch weil sich die wirtschaftliche Situation zunehmend verschärft. Als am Samstag also Tausende, von der Polizei nur zögerlich gestellt, denPräsidentenpalast stürmten, war der Präsident schon lange vom Militär evakuiert worden. Noch am Abend kündigte er seinen Rücktritt für kommenden Mittwoch an.
Sein Palast bleibt trotzdem vom Volk besetzt. Die Protestanten haben angekündigt, so lange bleiben zu wollen, bis der letzte Rajapaksa tatsächlich gegangen ist. Zurück bleibt ein Machtvakuum inmitten einer gewaltigen Krise. Wer auch immer „Gota“ als Präsident nachfolgt, steht vor großen Aufgaben: Die Verhandlungen über ein milliardenschweres Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds liegen auf Eis, ebenso wie jene mit dem großen Nachbarn Indien.
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