Missbrauch und Mobbing: Warum der Bild-Chefredakteur gehen musste

Missbrauch und Mobbing: Warum der Bild-Chefredakteur gehen musste
Nach neuen Berichten zu seinem Umgang mit Mitarbeiterinnen muss Julian Reichelt seinen Posten räumen – doch es bleiben offene Fragen.

Wer mit der Bild-Zeitung "im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten" – mit diesem Satz erklärte Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, einst das Prinzip von Deutschlands größter Boulevardzeitung.

Nun lässt es sich auch für Julian Reichelt umlegen: 41 Jahre, einst jüngster Chefreporter, den es in Kriegs- und Krisengebiete zog, ehe er zum alleinigen Kommandanten der Bild wurde. Und dort nicht nur einen krawalligeren Ton in der Berichterstattung anschlug, sondern eine Mitarbeiter(innen)kultur pflegte, die der Spiegel in seiner schon im März erschienenen Recherche als "vögeln, fördern, feuern" beschrieb. Es geht um Sex, Nötigung, Machtmissbrauch und Mobbing von Frauen – Zutaten für eine Geschichte, wie sie sonst in der Bild steht. Nur diesmal nicht, denn der Hauptprotagonist ist der Chef oder besser gesagt: Er war es. Man habe ihn "mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden"“, heißt es am Montag in einer Erklärung.

Unter Druck

Diesmal also wirklich. Nach den Vorwürfen im März wurde Reichelt freigestellt, doch eine interne Prüfung kam zum Schluss, dass er Fehler gemacht habe, man sich deswegen aber nicht von ihm trennen müsste. Der Bild-Boss entschuldigte sich und bekam eine zweite Chance, die er nun verspielt hat. Er habe nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt, heißt es.

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