Spanischer Nationalfeiertag als Einheitssymbol

"Stolz, Spanier zu sein"
Der spanische Nationalfiertag soll in Zeiten der Katalonien-Krise als Ausdruck der Einheit fungieren.

"Stolz, Spanier zu sein." Unter diesem symbolischen Motto wollten die Zentralregierung und das Königshaus am Donnerstag während des spanischen Nationalfeiertags ein deutliches Zeichen gegen den polemischen Unabhängigkeitsprozess in Katalonien setzen.

So diente vor allem die große Militärparade in Madrid als Ausdruck der Einheit Spaniens. Fast 4.000 Soldaten, Polizisten und Mitglieder der paramilitärischen Guardia Civil nahmen unter dem Vorsitz der spanischen Königsfamilie an der Parade auf dem Paseo de la Castellana teil.

Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Regionalregierung Kataloniens führen derzeit in Spanien zu einer der schwersten politischen Krisen seit Einführung der Demokratie vor rund 40 Jahren. Am Dienstagabend unterzeichnete Kataloniens Ministerpräsident Carles Puigdemont die Unabhängigkeitserklärung, setzte diese aber umgehend aus, um einen "Dialog" mit der spanischen Zentralregierung anzustoßen.

Ultimatum von Rajoy

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy setzte Puigdemont am Mittwoch nun ein Ultimatum. Er habe bis Montag klarzustellen, ob er die Unabhängigkeit der Region erklärt hat oder nicht. Sollte dies der Fall sein, müsse er bis spätestens nächste Woche Donnerstag um 10.00 Uhr die laufenden Abspaltungsbestrebungen abbrechen und zur Legalität zurückkehren. Ansonsten werde Rajoy den Artikel 155 der Verfassung anwenden und die Regionalregierung entmachten.

Die politische Lage ist angespannt. Auch die spanische sowie katalanische Bevölkerung ist aufgewühlt. Seit Jahren war die Madrider Hauptverkehrsader am Nationalfeiertag schon nicht mehr in diesem Ausmaß geschmückt und gefüllt. Doch hingen nicht nur spanische Flaggen an den Straßenlaternen. Sie zierten auch die Stadtbusse sowie die meisten Balkone und Fenster der anreihenden Hochhäuser.

Doch auch in den anderen Stadtvierteln der spanischen Hauptstadt schmücken spanische Flaggen seit Tagen aus Protest gegen die katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen die Balkone der Häuser. "Ich glaube, nicht einmal 2010, als Spanien die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika gewann, gab es so viele Flaggen", meint Fernando.

"Es lebe Spanien"

Der 56-jährige Kleinunternehmer aus Madrid steht in der ersten Reihe, um die Militärparade zu verfolgen. Auch seine Frau Concha und die beiden Töchter hat er mitgebracht. "Wir schauen uns die Parade eigentlich jedes Jahr an. Doch in diesem Jahr ist sie wichtiger denn je. Wir müssen der katalanischen Regionalregierung zeigen, dass sie nicht einfach die Einheit unseres Landes zerstören kann. Und wenn wir schon die Bevölkerung darüber abstimmen lassen, da müssen alle Spanier gefragt werden, nicht nur die Katalanen. Wir sind eine Nation", stellt Fernando im Gespräch mit der APA klar. Als der Rolls-Royce mit König Felipe und Königin Letizia an ihnen vorbeifährt, schreien sie im Chor mit den anderen Zuschauern - "Viva Espana, viva la corona" ("Es lebe Spanien, es lebe die Krone").

Maria und Raquel, zwei junge Studentinnen, sehen die Lage ähnlich wie der Kleinunternehmer Fernando. "Katalonien hat ein illegales Referendum durchgeführt und sich über die Gesetze gestellt. Wir haben viele Freunde in Barcelona, die sich auch als Spanier fühlen. Dass die meisten Katalanen die Unabhängigkeit wollen, ist eine Lüge", versichert Raquel. Die beiden Studentinnen haben sich spanische Flaggen ins Gesicht gemalt und tragen Spanien-Fahnen über den Schultern.

Puigdemont blieb Nationalfeier fern

Auch die Politiker wollten sich an diesem Tag mit Blick auf die Katalonien-Krise explizit hinter die Zentralregierung stellen. Schon seit Jahren nahmen nicht mehr so viele Regionalpräsidenten an der Militärparade am "Tag der Hispanität" in Madrid teil. Der Katalane Puigdemont sowie der baskische Ministerpräsident Inigo Urkullu, der ebenfalls nach mehr Unabhängigkeitsrechten strebt, blieben der spanischen Nationalfeier jedoch wie gewohnt fern.

Sogar Spaniens ehemaliger Ministerpräsident Felipe Gonzalez nahm nach Jahren einmal wieder an der Feier teil, auf der auch der Opfer der islamistischen Terroranschläge Mitte August in Barcelona und Cambrils gedacht wurde.

Unterdessen veranstaltete die anti-separatistische Bürgerbewegung SCC in Barcelona mit Zigtausenden Menschen einen großen Protestmarsch gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Regionalregierung. Zahlreiche Rathäuser in Katalonien boykottierten allerdings am Donnerstag den Nationalfeiertag und öffneten alle staatlichen Gebäude und Einrichtungen.

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