Grüner Pass kommt: So könnte der Sommerurlaub möglich werden

Eine Frau kehrt einen Strand mit vielen geschlossenen Sonnenschirmen.
Ministerin Karoline Edtstadler macht in Rom Werbung für den "Grünen Pass", der in Österreich bereits im April umgesetzt werden soll - EU-weit soll es spätestens im Sommer so weit sein.

Rom ist kaum wiederzuerkennen. Die ersten Sonnenstrahlen erhellen das Kolosseum, die Temperaturen liegen bei angenehmen 15 Grad Celsius. Doch Touristen, die sich sonst im Frühjahr hier von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit tummeln, sucht man vergebens.

"Es wird wieder werden", ist Catharine Delmirani überzeugt. Die Österreicherin vermietet seit 1998 Zimmer an Touristen in Italien. Doch seit dem Vorjahr lebt sie "mehr oder weniger von Ersparnissen". 

Während viele Menschen in Österreich derzeit versuchen, die Sommermonate zu planen - Urlaub oder nicht - herrscht auch für die Hoteliers "große Unsicherheit", wie Delmirani erzählt. 

Immerhin, die Erfahrungen des letzten Sommers und die Aussicht auf einheitliche Reiseregelungen der Europäischen Union geben eine Perspektive. Und Delmirani ist "Optimistin", sagt sie beim Besuch von Europaministerin Karoline Edtstadler am Mittwoch in einem ihrer Gästehäuser in Rom. Edtstadler macht in Rom Werbung für den "Grünen Pass", der in Österreich bereits im April umgesetzt werden soll.

Geimpft, genesen, getestet

Heute hat die Europäische Kommission ihre Pläne dazu vorgestellt. Demnach soll es ab 1. Juni einen "digitalen grünen Nachweis" geben, mit dem Geimpfte, Genesene und Getestete innerhalb der EU reisen dürfen. Einen Unterschied zwischen diesen Gruppen soll nicht gemacht werden (siehe auch Infobox unten).

Eine Frau blickt von einer Dachterrasse auf den Petersdom in Rom.

"Wir setzen uns als österreichische Bundesregierung massiv dafür ein, dass wir die Mobilität wieder nach oben bekommen”, sagt Europaministerin Edtstadler am Mittwoch in Rom. Mobilität sei nämlich nicht nur wichtig für den Tourismus, sondern sei auch der Schlüssel für die Wirtschaft. 

Wer künftig als geimpft, getestet oder genesen ist, soll wieder reisen dürfen. Das sei eine Rückkehr zum "normalen Leben", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch nach dem Ministerrat in Wien. Nachdem nicht nur Geimpfte den Pass bekämen, sei das dann auch keine "Diskriminierung von Nicht-Geimpften".

"Rückkehr zu normalem Leben" schon ab April

Österreich will dabei nicht auf die Umsetzung auf europäischer Ebene warten. In den nächsten Tagen sollen die rechtlichen Grundlagen für die Umsetzung geschaffen werden. Auf Basis dieser Grundlagen könne die operative Umsetzung bereits im April beginnen.

Grüner Pass für fast komplette Freiheit

"Der österreichische Vorstoß war erfolgreich. Der 'Grüne Pass' wird kommen, und zwar noch vor dem Sommer", freute sich heute auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger in einer Aussendung. Sie hatte gemeinsam mit ihren Amtskollegen aus Bulgarien, Griechenland, Malta, Slowenien und Spanien bereits am 1. März 2021 einen Vorschlag zu einem interoperablen digitalen Grünen Pass gemacht. "Die Wiederherstellung der Reisefreiheit ist nicht nur für das Urlaubsland Österreich entscheidend, sondern für den gesamten europäischen Tourismus." 

"Bevor nicht alle Menschen die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen, darf es keine Vorteile für Geimpfte geben", sagt Andreas Schieder, der für die SPÖ im EU-Parlament sitzt. Edtstadler betont in Rom deshalb immer wieder den "Dreiklang" aus "geimpft, genesen, getestet" als Voraussetzung. Für Schieder jedenfalls lässt sich der Zeitplan des Impfpasses "angesichts der Lieferverzögerungen von Impfstoffproduzenten und Unsicherheiten bei Astra Zeneca fast absurd" an. 

"Visionen"

In Italien sieht Österreich einen wichtigen Partner in Sachen Wirtschaft und Tourismus. Es ist eines der beliebtesten Urlaubsländer der Touristen aus Österreich. Doch "momentan ist die Buchungslage schauerlich", sagt Gästehaus-Betreiberin Delmirani. Die Ungewissheit ist für Touristen und Touristiker unangenehm. Aber auch für alle wirtschaftsbereiche, die mit dem Tourismus zusammenhängen.

Aber auch Handel und Geschäftsreisen sollen durch den Grünen Pass wieder erleichtert werden, sagt Ministerin Edtstadler in Rom. Ihr italienischer Amtskollege, Europa-Staatssekretär Vincenzo Amendola, pflichtet ihr nach einem Arbeitsgespräch bei: "Die Menschen warten darauf." Auch Italien sei für die Implementierung des Reise-Zertifikats.

Karoline Edtstadler freut sich, hier in Rom "in physischer Form" über diese wichtigen Themen sprechen zu können. "Die Menschen brauchen Visionen, wieder mehr Mobilität erleben zu können." Der Grüne Pass, sagt die Ministerin, sei dafür "wesentlich".

Edtstadler in Rom

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