Skripal: Wien fordert Offenlegung des Nervengift-Programms

Skripal: Wien fordert Offenlegung des Nervengift-Programms
Das erklärte das Außenministerium am Freitag. Die Ermittlungsergebnisse würden Anlass zu großer Sorge geben.

Österreich fordert Russland auf, das als Nowitschok bezeichnete Nervengift-Programm gegenüber der Organisation zur Verhinderung des Chemiewaffeneinsatzes (OPCW) vollständig offenzulegen. Man ermutige zudem all jene, die über Informationen über die Chemiewaffeneinsätze am 4. März in Salisbury sowie später in Amesbury verfügen, diese den britischen Behörden weiterzugeben.

Das erklärte das Außenministerium in einer Freitagabend veröffentlichten Stellungnahme anlässlich der jüngsten Entwicklungen im Fall Skripal. "Österreich bringt erneut seine Entrüstung über den Einsatz eines chemischen Kampfstoffes, als Nowitschok bezeichnet, am 4. März 2018 in Salisbury/Großbritannien, zum Ausdruck", heißt es in der Aussendung weiter. Österreich begrüße den bei der Untersuchung der Vergiftung von Sergej und Julia Skripal erzielten Fortschritt und nehme von der am Mittwoch erfolgten Anklage gegen zwei Verdächtige wegen versuchten Mordes Kenntnis. Zudem wurde auf das Analyseergebnis verwiesen, wonach der gleiche chemische Kampfstoff im Fall der Vergiftung von Dawn Sturgess und Charles Rowley verwendet wurde.

Apell an "alle Beteiligten"

Die Ermittlungsergebnisse der britischen Behörden, wonach russische Behörden hinter dem Einsatz stünden, würden Anlass zu großer Sorge geben. Jedweder Einsatz von Giftgas sei für Österreich inakzeptabel und könne auch nicht gerechtfertigt werden, wird in der Stellungnahme betont. "Im Hinblick darauf, dass mit dem Vereinigten Königreich und Russland zwei ständige Mitglieder im UNO Sicherheitsrat in einen so gravierenden Fall involviert sind, appelliert Österreich an alle Beteiligten, alles zu unternehmen, um möglichst rasch eine Beilegung des Streites in Anwendung der Prinzipien der Rechtstaatlichkeit und des Völkerrechts zu erreichen."

Österreich verurteile vollinhaltlich und uneingeschränkt den Einsatz von Chemiewaffen und unterstütze die OPCW bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Es begrüße Bemühungen um größtmögliche Transparenz der Ermittlungsergebnisse und appelliere an all jene, die betroffen oder angesprochen seien, mit den britischen Behörden zusammenzuarbeiten, damit Recht und Gerechtigkeit zum Durchbruch verholfen werden könne, so das Außenministerium.

London beschuldigt Moskau

Die britische Botschaft in Moskau hat derweil Russland beschuldigt, "Desinformationen" im Fall Skripal zu verbreiten. "Russland lenkt von den Fakten ab", schrieb die Botschaft am Freitag auf Twitter nach einem Informationsgespräch von Botschafter Laurie Bristow mit anderen ausländischen Diplomaten. Russland habe seit März "37 fiktive Versionen" des Vorfalls verbreitet.

Am Mittwoch zog die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa die Echtheit von Überwachungskamerabildern in Zweifel, welche die britische Polizei zuvor veröffentlicht hatte. Darauf waren zwei Männer zu sehen, die dem russischen Geheimdienst GRU angehören und den Nervengiftanschlag verübt haben sollen. Sacharowa bezeichnete es als verdächtig, dass der Zeitstempel auf zwei Bildern identisch sei.

Die britische Botschaft antwortete der Sprecherin auf Twitter, es handle sich um zwei Kameras, die unterschiedliche Bereiche im Ankunftsbereich des Flughafens überwachen würden. Die Aktion sei "nahezu sicher" von hochrangigen Stellen des russischen Staates abgesegnet worden. Die Botschaft erklärte, dass Großbritannien "besorgt über die Aktivitäten des russischen Staates, nicht des russischen Volkes" sei.

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