Skepsis im deutschen Heimatdorf von Trumps Großeltern
Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten rückt das Heimatdorf seiner Großeltern in der Pfalz noch mehr ins Licht der Öffentlichkeit. Auch in Kallstadt ist der Sieger das Thema Nummer eins. Man mag ihn nicht.
Weinreben wachsen bis zum Ortseingang, ein Schild verkündet: "Es grüßt die Kallstadter Weinprinzessin Melanie I.". "Vielleicht ändern sie das Schild jetzt in "unser großer Trump"", sagt Benita Gerdon und lacht. Die 56-Jährige holt am Mittwoch Brötchen beim Dorfbäcker. Gesprächsthema Nummer eins ist der Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl. Schließlich war Kallstadt einst die Heimat der Großeltern des Immobilienmoguls.
Übertragungswagen stehen auf dem Dorfplatz des 1200-Einwohner-Ortes. In den Weinstuben und Geschäften des Dorfes drehen sich viele Gespräche um Trump und seine Wurzeln in der Pfalz. Im Linienbus, der am Vormittag durchs Dorf fährt, raunt ein Fahrgast seinem Nachbarn zu: "Die müssten doch jetzt feiern!"
Das Geburtshaus von Trumps Großeltern ist ein unscheinbares weißes Gebäude mit blauem Hoftor in einer Nebenstraße. "Journalisten haben schon Drohnen über den Hof fliegen lassen, um Fotos zu machen - die Bewohner tun mir Leid", berichtet Dorfbewohnerin Benita Gerdon.
Auf einen Besuch des neuen US-Präsidenten in der Heimat seiner Großeltern könnte Gerdon deshalb gut verzichten. "Den brauchen wir hier nicht." Schon nach den ersten Wahlkampfauftritten sei klar gewesen, dass der Milliardär mit seinen frauen- und ausländerfeindlichen Sprüchen nicht zu Kallstadt passe. Den Aufwand mit den ganzen Sicherheitsmaßnahmen für einen möglichen Trump-Besuch solle man sich lieber sparen. Und falls er doch kommt, gibt Bäckereiverkäuferin Gabriele Riede die Marschrichtung vor: "Seinen Kaffee muss er genauso bezahlen wie jeder andere auch!"
Kallstadt ist ein adrettes Dorf in der pfälzischen Weinregion mit Fachwerkhäusern und gepflegten Straßen, die Gasthöfe servieren Saumagen. Zu der Zeit, als Friedrich Trump seinen Geburtsort verließ, machten sich jährlich mehr als 100.000 Auswanderer aus deutschen Gebieten auf den Weg in die USA. Noch heute sind US-Bürger mit deutscher Abstammung die größte Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten - auch wenn ihre Wurzeln im Alltag praktisch nicht mehr zu erkennen sind.
Nach seiner Ankunft in New York änderte Friedrich Trump seinen Vornamen in Frederick. Der Neuankömmling zog bald an die Westküste weiter. Später stieg er in den Goldhandel ein, erwarb Grundbesitz - und legte damit das Fundament für das Familienvermögen.
Als reicher Mann kehrte Trump nach Kallstadt zurück, heiratete die Nachbarstochter und reiste weiter nach New York. Weil seine Frau Heimweh bekam, bemühte er sich um eine dauerhafte Rückkehr - die ihm aber verweigert wurde, weil er seinen Wehrdienst in Deutschland nicht abgeleistet hatte. Die Trumps blieben in Amerika.
Angesichts anti-deutscher Stimmung in den USA während der beiden Weltkriege gaben die Trumps lange vor, schwedischer Abstammung zu sein. Auch Donald Trump schwieg über seine deutschen Wurzeln. In einem 2014 veröffentlichten Dokumentarfilm bezeichnete er sich dann aber als "stolz, das deutsche Blut zu haben". Wie die Menschen in Kallstadt sei er "stark und sehr verlässlich".
Die 1200-Einwohner-Gemeinde hat sogar noch einen zweiten US-Exportschlager zu bieten: Die Familie Heinz - Begründer des gleichnamigen Ketchup-Imperiums - stammt ebenfalls aus Kallstadt.
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