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US-Geheimdienste müssen Spähprogramm stoppen

epa03734718 An undated handout image by the National Security Agency (NSA) shows the NSA logo in front of the National Security Agency's headquarters in Fort Meade, Maryland, USA. According to media reports, a secret intelligence program called 'Prism' run by the US Government's National Security Agency has been collecting data from millions of communication service subscribers through access to many of the top US Internet companies, including Google, Facebook, Apple and Verizon. Reports in the Washington Post and The Guardian state US intelligence services tapped directly in to the servers of these companies and five others to extract emails, voice calls, videos, photos and other information from their customers without the need for a warrant. EPA/NATIONAL SECURITY AGENCY / HANDOUT EDITORIAL USE ONLY EDITORIAL USE ONLY
Die NSA hat bereits am Sonntag damit begonnen, ihr Programm herunterzufahren.

Der US-Geheimdienst NSA muss vorerst auf die umstrittene massive Speicherung von Telefonmetadaten von US-Bürgern verzichten. Der US-Senat konnte sich in der Nacht auf Montag nicht auf eine Verlängerung der zeitlich befristeten Spähprogramme zur Terrorismusbekämpfung einigen. Auch die Bundespolizei FBI verlor mehrere spezielle Befugnisse bei Terrorismus-Ermittlungen.

Der Senat hatte sich zuvor weder auf eine Verlängerung der bisherigen befristeten Maßnahmen noch auf eine Reform der NSA-Arbeit einigen können. Die Programme liefen daher automatisch um Mitternacht aus. Allerdings steuert die kleinere Kongresskammer nun auf ein NSA-Reformgesetz zu, das sich an einen vorausgegangenen Beschluss des Abgeordnetenhauses anlehnt. Damit könnte die NSA - wenn auch stark begrenzt - schon bald wieder Zugriff auf Metadaten erhalten, und die FBI-Programme würden uneingeschränkt wieder aufgenommen.

Snowden war Kehrtwende

Ein Votum des Senats wird frühestens für Dienstag erwartet. Weicht dieses dann von der beschlossenen Vorlage des Abgeordnetenhauses - dem sogenannten USA Freedom Act - ab, müsste wiederum die größere Kongresskammer über den veränderten Entwurf abstimmen.

Die NSA hatte bereits am Sonntagnachmittag damit begonnen, ihr Metadaten-Programm herunterzufahren. Folgt der Senat der Vorlage des Abgeordnetenhauses, würden die Informationen künftig bei privaten Telefongesellschaften gespeichert. Die NSA könnte sie nur von Fall zu Fall abrufen und bräuchte dafür eine Genehmigung. Das betrifft nur Daten von US-Bürgern. Das massenhafte Abhören der NSA in aller Welt bleibt hingegen ohnehin aufrecht.

Die bisherigen Maßnahmen sind Kernpunkte des Patriot Act, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beschlossen wurde. Das zeitlich befristete Gesetzesbündel war in der Vergangenheit wiederholt ohne Probleme verlängert worden. Nachdem Whistleblower Edward Snowdon aber 2013 das enorme Ausmaß der NSA-Vorratsdatenspeicherung enthüllt hatte, wurden Rufe nach einer Beschneidung der Befugnisse des Geheimdienstes laut.

Unzulässiger Eingriff in Freiheitsrechte

Auch US-Präsident Barack Obama macht sich dafür stark und hat den Senat wiederholt zum Handeln aufgerufen, um ein ersatzloses Auslaufen der Programme zu verhindern. Das Weiße Haus kritisierte am Sonntag die vorerst gescheiterten Beratungen im Senat als "unverantwortlich". Die Kongresskammer müsse dafür sorgen, dass dieser Zustand "so kurzlebig wie möglich" sei, erklärte der Sprecher Obamas, Joshua Earnest.

Dass der Senat so lange zögerte, liegt an Differenzen im republikanischen Lager. Während sich Mehrheitsführer Mitch McConnell für eine unveränderte Verlängerung der bisherigen Maßnahmen einsetzte, beharrte eine Gruppe um den libertär-konservativen Senator Rand Paul auf ein ersatzloses Auslaufen. Sie sieht in den Programmen einen unzulässigen Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger.

Um sicherzustellen, dass zum Schutz vor Terroristen zumindest begrenzt weiter gespäht werden kann, sprach sich McConnell am Sonntagabend schließlich widerwillig für den Reformentwurf des Abgeordnetenhauses aus - wenn auch mit einigen leichteren Abänderungen. Senator Paul, ein Präsidentschaftsbewerber für die Wahl 2016, verhinderte durch seinen Einspruch aber ein Votum noch am Sonntagabend. Innerhalb der republikanischen Reihen rumort es nun gehörig, dass ausgerechnet ein konservativer Senator hier Reformen verhinderte.

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