Selenskij bezeichnet NATO-Beitritt der Ukraine als unwahrscheinlich
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat eine NATO-Beitrittsperspektive seines Landes als unwahrscheinlich eingeräumt. "Es ist klar, dass die Ukraine kein NATO-Mitglied ist, wir verstehen das", sagte er am Dienstag während eines Online-Auftritts vor Vertretern der nordeuropäischen Sicherheitsallianz Joint Expeditionary Force (JEF).
"Jahrelang haben wir von offenen Türen gehört, aber jetzt haben wir auch gehört, dass wir dort nicht eintreten dürfen, und das müssen wir einsehen", fügte Selenskij hinzu. "Ich bin froh, dass unser Volk beginnt, das zu verstehen, auf sich selbst zu zählen und auf unsere Partner, die uns helfen."
Russland, das seit fast drei Wochen Krieg gegen die Ukraine führt, fordert einen sogenannten neutralen Status des Nachbarlandes - also einen Verzicht der Ukraine auf einen NATO-Beitritt.
Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sagte am Dienstag, es gebe nur zwei Möglichkeiten, den Krieg zu beenden: Entweder komme Moskau in den laufenden Verhandlungen der Forderung Kiews nach einem Truppenrückzug nach. Oder Russland kämpfe weiter - und werde letztendlich von der ukrainischen Armee besiegt.
NATO will mehr Streitkräfte im Osten
Bei einem NATO-Verteidigungsministertreffen am Mittwoch solle eine Diskussion über die längerfristige Stärkung der Sicherheit in allen Bereichen begonnen werden, erklärte Generalsekretär Jens Stoltenberg indes in Brüssel. Dazu könne gehören, substanziell mehr Streitkräfte im östlichen Teil der Allianz zu stationieren und dort mehr Ausrüstung vorzuhalten. Zudem werde man deutlich mehr Luft- und Marineeinsätze, eine Stärkung der Luft- und Raketenabwehr sowie zusätzliche und größere Übungen in Erwägung ziehen.
Die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten, die kommende Woche zu einem Sondergipfel zusammenkommen, hatten Russlands Angriff auf die Ukraine bereits kurz nach dem Beginn als die "seit Jahrzehnten schwerwiegendste Bedrohung für die euro-atlantische Sicherheit" bezeichnet. Zugleich hieß es damals: "Angesichts des Vorgehens Russlands werden wir alle notwendigen Konsequenzen hinsichtlich des Abschreckungs- und Verteidigungsdispositivs der NATO ziehen."
Kurzfristig haben NATO-Staaten bereits Tausende zusätzliche Soldaten ins Baltikum und in Länder wie Rumänien geschickt. Zudem wurde unter anderem die Luftraumüberwachung im östlichen Bündnisgebiet erheblich ausgebaut.
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