Selenskij vermeldete Geländegewinne der Ukraine

Selenskij vermeldete Geländegewinne der Ukraine
Es gab allerdings bereits im Juni Berichte über die Rückeroberung dieser Ortschaft im nördlichen Teil des Oblasts Cherson.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij mehrere Ortschaften von den russischen Besatzungskräften zurückerobert. Er bedankte sich in einer Videobotschaft bei den Streitkräften für die Einnahme von zwei Orten im Süden des Landes, eines dritten Ortes im Osten sowie weiterer Gebiete ebenfalls im Osten. Genaue Angaben über Lage und Zeitpunkt machte Selensky nicht. Eine Bestätigung durch Russland liegt bisher noch nicht vor-

Zuvor hatte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Sonntag in seinem Blog des Nachrichtendienstes Telegram ein Foto von der gehissten ukrainischen Flagge aus der Ortschaft Wyssokopillja im Gebiet Cherson veröffentlicht. Allerdings gab es schon im Juni Berichte über die Rückeroberung dieser Ortschaft im nördlichen Teil der Region. Bei einer Militärsitzung sagte Selensky, die ukrainischen Flaggen kehrten zunehmend an jene Orte zurück, wo sie hingehörten. "Und es gibt keinen Platz für die Besatzer in unseren Land." Medienberichten zufolge hatten ukrainische Truppen am Sonntag außerdem die Ortschaft Oserne im Gebiet Donezk zurückerobert. Von unabhängiger Seite waren diese Angaben ebenfalls nicht überprüfbar.

Militäroffensive

Ende August hatte die Ukraine eine Militäroffensive zur Befreiung des Gebiets Cherson von der russischen Besatzung begonnen. Die Region hatten die russischen Truppen bereits kurz nach dem am 24. Februar begonnenen Krieg eingenommen. Die Ukraine hatte erklärt, sich mit Hilfe der vom Westen gelieferten schweren Waffen die Gebiete zurückzuholen und den russischen Vormarsch zu stoppen. Das russische Verteidigungsministerium hatte ukrainische Erfolge bestritten.

In der Videobotschaft bekräftigte Selensky außerdem das Ziel einer Rückeroberung der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. "Ich glaube daran, dass die ukrainische Flagge und das freie Leben auf die Krim zurückkehren. Wir befreien unsere gesamte Erde, alle unsere Menschen."

"Und alle sehen: Die Okkupanten haben schon angefangen, von der Krim abzuhauen. Das ist die richtige Wahl für sie alle", sagte Selenskyj. Es gibt allerdings keine Belege dafür, dass sich die Russen tatsächlich von der Halbinsel zurückzuziehen. Der Staatschef erinnerte auch an die "Repressionen" gegen die krimtatarische Bevölkerung, deren Freiheitsrechte unterdrückt würden.

Zuletzt hatte es massive Explosionen mit verheerenden Zerstörungen und Zwischenfälle mit Drohnen auf der Krim gegeben. Die ohnehin extremen Sicherheitsvorkehrungen auf der Halbinsel wurden dann noch einmal verstärkt. "Die russische Präsenz hat die Krim zu einem der gefährlichsten und unfreien Orte in Europa gemacht", meinte Selenskyj.

Hohes Risiko

Unabhängig vom derzeitigen Verlauf der Kämpfe wird deren Ausgang entscheidend für den weiteren Verlauf des Krieges sein: Sollte es den ukrainischen Truppen gelingen, die russischen Verbände über den Dnepr zurückzuwerfen, hätte man vor dem Winter eine natürliche Barriere errichtet und könnte mit moderner Artillerie weiter den russischen Nachschub schwächen. Hinzu kommt, dass Kiew mit einem Erfolg für weitere Waffenlieferungen werben könnte – denn dann hätte im sich im ukrainischen Narrativ herausgestellt, dass diese Lieferungen Wirkung zeigen.

Für Moskau wäre ein Verlust Chersons nicht nur eine taktische Niederlage: Aus dem Oblast Cherson will Putin eine „unabhängige“ Separatistenrepublik nach Vorbild Lugansk und Donezk machen. Ohne Hauptstadt ließe sich das schlecht verkaufen.

Allerdings geht die Ukraine ein hohes Risiko ein: Eine Niederlage im Raum Cherson könnte verheerende Folgen haben. Bricht bei einem etwaigen Rückzug auch die Verteidigung zusammen, könnten die russischen Truppen auf Mykolajiw zumarschieren und die Stadt noch vor dem Winter belagern. Das würde ihnen eine gute Ausgangsmöglichkeit für eine etwaige Offensive auf Odessa im Frühling bieten.

Kommentare