„Ski- und Liftfahren bergen kein höheres Risiko als das sonstige Bewegen.“, so der weißhaarige Arzt.
„Das ist besorgniserregend“ kommentiert Sofia Leje die Entscheidung gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender SVT. Die leitende Ärztin des Weltcup-Ortes Are ist die bekannte Gegenstimme zum aktuellen Pistenvergnügen. Wie andere Mediziner warnt sie seit Tagen davor, dass sich Schwedens Wintersportorte wie Ischgl zu Infektionsherden entwickeln können. In der örtlichen Krankenstation gibt es bereits Corona-Fälle.
Ansteckungen gab es in Are auch bei sogenannten „Afterski“-Veranstaltungen, Partys mit bis zu 499 Personen . Die Bilder von nahe beinander stehenden Feiernden sorgten für Unverständnis, die Clubs haben mittlerweile geschlossen.
Über 2400 Infektionen durch das Virus SARS-CoV-2 sind derzeit in Schweden bekannt, 41 Personen starben.
Schweden und die "Herdenimmunität"
Der sozialdemokratische Regierungschef Stefan Löfven will dennoch zu große Restriktionen vermeiden. Dahinter steht der amtliche Epidemiologe Anders Tegnell, der auf eine „Herdenimmunität“ setzt, auch wenn er das Wort nicht mehr nutzt. Gefährdete wie alte Menschen und Junge mit entsprechenden Krankheiten sollen besonderen Schutz genießen, der Rest sich aber anstecken.
Hinter der aktuellen Entscheidung des Gesundheitsamtes für Wintersport könnten jedoch auch wirtschaftliche Zwänge stehen – denn das schwedische börsennotierte Unternehmen „Skistar“ betreibt die Lifte und weitere Einrichtung in Sälen, Are und Vemdalen - den drei großen Skiorten des Landes.
Geschäftsführer Stefan Sjöstrand, der gern mit Pudelmütze auftritt, versucht zu beruhigen: Er rechne mit weit weniger Gästen, man werde die Anzahl von Personen in Gondeln oder Wärmestuben begrenzen.
Doch bislang gelten die Wintersportzentren in Schweden für Ostern als gut gebucht. Als problematisch sehen Kritiker den Zustrom vieler Wintersportfreunde aus Stockholm an. Dort wurden mehr als 900 Infizierte festgestellt. Manche Virologen befürworteten schon vor einer Woche eine Absperrung der Stadt, um ein Überspringen auf andere Regionen zu verhindern. Wie etwa Mittelschweden mit seinen Wintersportzentren, das bislang nicht so stark betroffen war.
Und dort regt sich Widerstand „Denkt an uns, die hier leben, ihr Egoisten!“ empfängt in Are ein handgeschriebenes Schild die Wintersportler am Bahnhof.
Einen ganz anderen, aber ähnlich radikalen Weg geht Island. Der Inselstaat, der ja traditionell seine 360.000 Bürger in vielen medizinischen Belangen flächendeckend erfasst, will das auch bei Corona tun. Schon jetzt hat man, gemessen an der Bevölkerung, mehr Tests durchgeführt als jedes andere Land der Welt. Getestet wird jeder, egal ob er Symptome zeigt, oder nicht.
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