Ende der Corona-Beschränkungen: Der schwedische Weg in die Normalität

SWEDEN-HEALTH-VIRUS
Keine Teilnehmerobergrenzen mehr bei Konzerten und Sportevents. Sogar die Homeoffice-Empfehlung fällt. Eine erfolgreiche Impfkampagne macht's möglich.

Lange wurde er kontrovers diskutiert, der schwedische Weg. Zu unvorsichtig, hieß es in Mittel- und Südeuropa, wo bereits in der ersten Welle vor eineinhalb Jahren härtere Lockdown-Maßnahmen griffen als in dem auf Eigenverantwortung setzenden skandinavischen Land.

Nun, nach knapp 500 Tagen mit vergleichsweise lockeren Maßnahmen sind in Schweden die allermeisten Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. 

Seit Mittwoch gelten in keine Teilnehmerobergrenzen mehr für allgemeine Zusammenkünfte und Veranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte. Auch größere Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage sind wieder ohne Beschränkung der Gästezahl möglich. Die Empfehlung zum Arbeiten aus dem Homeoffice fällt ebenfalls weg.

76 Prozent der Schweden über 16 geimpft

Begründet hatten die schwedische Regierung und die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten die Lockerungen mit der erfolgreich verlaufenden Impfkampagne. Bisher haben in Schweden mehr als 83 Prozent der Menschen im Alter von über 16 Jahren mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten, über 76 Prozent auch schon ihre zweite. Zuvor haben auch schon Dänemark und Norwegen die allermeisten Beschränkungen innerhalb ihrer Länder beendet.

Manche Empfehlungen bleiben in Schweden jedoch bestehen, insbesondere für Bürger, die bisher noch nicht vollständig gegen Covid-19 geimpft worden sind. Nicht-geimpfte Erwachsene sollten der Gesundheitsbehörde zufolge große Menschenaufläufe meiden und auch keinen engeren Körperkontakt mit Personen aus Risikogruppen sowie Älteren haben. Und wer Krankheitssymptome zeigt, sollte auch weiterhin zu Hause bleiben und sich auf das Coronavirus testen lassen, lautet die Vorgabe.

Vergleich mit Österreich

Bilanz nach eineinhalb Jahren Corona: Auf eine Million Einwohner gerechnet, starben in Schweden 1.458 Menschen, in Österreich 1.214 Menschen. In Schweden infizierten sich - wieder auf eine Million Einwohner gerechnet, um die Zahlen vergleichbar zu machen - insgesamt 113.128 Menschen - in Österreich waren es bislang rund 81.500 Infektionen pro einer Million Einwohner.

Nur bei der entscheidenden Impfung ist Schweden inzwischen besser aufgestellt. In Schweden wurden laut jüngsten Zahlen von Ourworldindata rund 135 Dosen pro 100 Einwohner verimpft, in Österreich liegt dieser Wert bei rund 120. In Schweden sind damit inzwischen 64,3 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig immunisiert, also zweifach geimpft. In Österreich liegt diese Impfquote bei rund 60,5 Prozent. 

Hinweis - Update um 19.12 Uhr: In einer früheren Version des Artikels wurde fälschlicherweise die Impfquote Schwedens bei Personen über 16 Jahren (76 Prozent) mit der Impfquote Österreichs in der Gesamtbevölkerung (60,5 Prozent) verglichen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Der Vorsprung Schwedens bei der Impfung ist damit deutlich geringer als zunächst angegeben. 

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