Weil das Mädchen inzwischen in einer katholischen Einrichtung untergebracht ist, vermuten Kirchenkritiker, die Kirche habe Druck auf die Familie ausgeübt. Auch von einem Angebot einer Arbeitsstelle für die Mutter des Mädchens seitens der Kirche ist die Rede, damit die Familie ohne wirtschaftlichen Druck entscheiden könne. Unklar ist, ob sich das Kind zunächst tatsächlich für eine Abtreibung entschieden habe, danach aber seine Meinung geändert habe, wie es in einigen Medien berichtet wird.
Eine Abtreibung ist in Bolivien im Falle einer Vergewaltigung auch nach 13 Wochen Schwangerschaft legal, das schwangere Mädchen soll sich den Berichten zu Folge im fünften Monat befinden. Anders als in Europa gibt es aber in Lateinamerika nicht so eine klare eindeutige gesellschaftliche Zustimmung für Schwangerschaftsabbrüche
Recht oder Unrecht
Allerdings konnten Frauenrechtsorganisation zuletzt einige Erfolge in richtungsweisenden Ländern wie Argentinien erzielen, wo Abtreibungen legalisiert wurden.
Nun ist der Fall in Bolivien zu einem Politikum geworden. Innenminister Carlos Eduardo del Castillo schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „Wenn ein elfjähriges Mädchen gezwungen wird, ein Kind auszutragen, das das Ergebnis einer Vergewaltigung ist, werden alle seine Rechte verletzt.“
Die Kirche erklärte, man könne mit einem neuen Verbrechen ein zuvor erlittenes Verbrechen nicht lösen. Für Papst Franziskus ist eine Abtreibung Mord an ungeborenem Leben.
Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) rief die bolivianische Regierung dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass Frauen und Mädchen nicht länger Opfer sexueller Gewalt werden. Und dazu, die Reproduktionsrechte des Mädchens zu garantieren – das heißt, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu garantieren.
Auch die Vereinten Nationen meldeten sich inzwischen zu Wort: „Eine erzwungene Schwangerschaft eines Mädchens gilt als Folter“, hieß es in einer Mitteilung der UN. Die Vereinten Nationen stellten klar, dass der Schutz der Rechte von Mädchen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, respektiert werden müssten.
Viele Teenager-MütterBolivien weist eine der höchsten Raten von Teenager-Schwangerschaften auf. Zudem gibt es in dem Land immer wieder Fälle von brutaler Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Die Kirche hat inzwischen ihrerseits rechtliche Schritte angekündigt. Sie erklärt, die mediale Berichterstattung sei falsch, sie habe keinerlei Druck auf das Mädchen und deren Familie ausgeübt. Stattdessen sei sie nun Opfer einer Hasskampagne, die ihren Ausdruck in Vandalismus finde.
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