USA

Erneut Schießerei in den USA: Drei Polizisten tot, drei verletzt

Bei einem Einkaufszentrum in Baton Rouge, Louisiana, kam es zu einem neuerlichen Gewaltakt gegen US-Polizisten.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einer Schießerei in der US-Stadt Baton Rouge wurden drei Polizisten getötet. Drei weitere sind verletzt.
  • Ein Angreifer wurde getötet.
  • Erste Meldungen, wonach es mehrere Angreifer gegeben habe, haben sich nicht bestätigt.
  • Erst kürzlich wurden in Dallas fünf Polizisten von einem Attentäter aus dem Hinterhalt erschossen.

In der US-Stadt Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana sind am Sonntag Früh (Ortszeit) drei Polizisten getötet worden. Insgesamt sind sechs Beamte angeschossen worden. Drei Polizisten sind verletzt, einer von ihnen schwebt noch in Lebensgefahr.

Einer der Angreifer getötet

Ein Angreifer getötet, wie ein Polizeisprecher bestätigte. Entgegen ersten Vermutungen geht die Polizei davon aus, dass es sich bei dem getöteten Täter um den einzigen Schützen handelte. Zunächst war nach zumindest zwei weiteren Schützen gesucht worden. Medien identifizierten den Täter als einen Mann aus Kansas City, der genau am Tag der Schüsse seinen 29. Geburtstag hatte. Die Polizei bestätigte diese Angaben jedoch zunächst nicht.

Erneut Schießerei in den USA: Drei Polizisten tot, drei verletzt
BATON ROUGE, LA - JULY 17: Baton Rouge Police officers patrol Airline Hwy after 3 police officers were killed early this morning on July 17, 2016 in Baton Rouge, Louisiana. According to reports, one suspect has been killed while others are still being sought by police. Sean Gardner/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++

Hinterhalt möglich

Die Polizisten wurden möglicherweise in einen Hinterhalt gelockt. Darauf deuten Äußerungen von Gouverneur John Edwards hin, der auf Twitter von einer "verabscheuungswürdigen Attacke gegen uns alle" sprach. Laut diesem Bericht des lokalen Nachrichtenportals The Advocate soll ein Polizeibeamter am Tatort, einem B-Quik-Geschäft, gerufen haben: "Ich weiß nicht, von wo zur Hölle er schießt!" Auch auf CNN ist von einem möglichen Hinterhalt die Rede.

Ein Polizeisprecher sagte dem Fernsehsender WAFB, die Lage scheine nun unter Kontrolle zu sein. Der angrenzende Airline Highway wurde in beide Richtungen gesperrt.

Über den genauen Ablauf gab es zunächst nur wenige Angaben. Nach Medienberichten war bei der Polizei etwa um 8.30 Uhr morgens Ortszeit (15.30 Uhr MESZ) ein Anruf eingegangen, dem zufolge ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann eine Straße entlanggehe. Als Streifenbeamte eintrafen, seien sie unter Feuer genommen worden.

Angaben zum möglichen Motiv des Täters machte der Polizeichef nicht. Nach unbestätigten Augenzeugenberichten soll der Täter vor den Schüssen in einem Fahrzeug am städtischen Polizeigebäude gesessen haben.

Widersprüchliche Zeugenberichte

Zu der Schießerei selbst gab es widersprüchliche Zeugenberichte. Ein Augenzeuge, Brady Vancel, sagte dem Fernsehsender WAFB, er habe eine Schießerei zwischen mutmaßlichen Bandenmitgliedern beobachtet, bevor die Polizei eingetroffen sei. "Das hatte nichts zu tun mit irgendeinem der Vorfälle", sagte Vancel mit Blick auf die Polizeigewalt und die tödlichen Schüsse auf Polizisten in Dallas, die zuletzt das Land erschütterten. Zwei Männer seien später weggerannt, ein dritter habe reglos am Boden gelegen. Mindestens einer der mutmaßlichen Schützen habe möglicherweise ein automatisches Gewehr AR-15 bei sich getragen.

Ein anderer Zeuge beschrieb im Gespräch mit dem Sender WBRZ einen schwarz gekleideten und maskierten Mann, der wahllos um sich geschossen habe.

Obama verurteilte "feigen" Angriff

Obama hat die Schüsse auf Polizisten in der Stadt Baton Rouge als "feigen" Anschlag verurteilt. Zum zweiten Mal in nur zwei Wochen seien Polizeibeamte getötet worden, während sie ihrer Arbeit nachgegangen seien. "Dies sind Attacken gegen öffentliche Bedienstete, gegen die Rechtsstaatlichkeit und gegen die zivilisierte Gesellschaft, und sie müssen aufhören", sagte Obama.

Er betonte, dass die Motive für die Tat am Sonntag noch nicht bekannt seien, aber es gebe keine Rechtfertigung für Gewalt gegen Angehörige der Strafverfolgungsbehörden. "Diese Angriffe sind das Werk von Feiglingen, die nicht im Namen irgendwelcher anderer sprechen. Sie fördern kein Anliegen."

Der Vorfall löste auch deshalb besondere Besorgnis aus, weil am Montag in Cleveland (Bundesstaat Ohio) der Parteitag der Republikaner beginnt. Dazu werden über 50.000 Menschen erwartet. Am Rande des Parteitages wird es zahlreiche Demonstrationen geben, das hat bereits Befürchtungen ausgelöst, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte. Daher findet die "Convention" bereits unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Trump fordert "Law and Order"

Der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, hat nach den tödlichen Schüssen auf Polizisten in Baton Rouge "Law and Order" (Gesetz und Ordnung) gefordert. "Wir trauern heute um die getöteten Polizeibeamten", schrieb Trump auf Twitter.

"Wie viele Angehörige der Strafverfolgungsbehörden und Leute müssen sterben, weil es unserem Land an Führung mangelt?" fügte Trump hinzu.

Proteste gegen Polizeigewalt

In Baton Rouge war Anfang Juli der 37-jährige Afroamerikaner Alton Sterling von der Polizei erschossen worden. Dieser und ein ähnlicher tödlicher Polizei-Einsatz gegen einen Schwarzen im Bundesstaat Minnesota hatten landesweite Proteste ausgelöst. Bei einer dieser Demonstrationen wurden dann in der texanischen Stadt Dallas fünf Polizisten von einem Attentäter aus dem Hinterhalt erschossen. Der von der Polizei getötete Attentäter von Dallas, ein afroamerikanischer Afghanistan-Veteran, hatte gesagt, er habe gezielt weiße Polizisten töten wollen.

Erneut Schießerei in den USA: Drei Polizisten tot, drei verletzt
Lokalisierungskarte USA GRAFIK 0818-16, Format 88 x 55 mm

Baton Rouge ist die Hauptstadt des US-Bundesstaats Louisiana. Die Stadt mit rund 230.000 Einwohnern ist gleichzeitig Verwaltungssitz des East Baton Rouge Parish.

Tödliche Schüsse gegen Polizisten haben sich in diesem Jahr in den USA gehäuft. Seit Jänner sind bereits 31 Polizisten durch Kugeln aus Schusswaffen getötet worden, wie die Officer Down Memorial Page auflistet. Das sind genauso viele wie 2013 im gesamten Jahr und bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 75 Prozent.

Damit sind fast die Hälfte aller im Dienst getöteten Polizisten Opfer von Schusswaffengebrauch geworden - die mit großem Abstand häufigste Todesursache. Der spektakulärste Fall war die Tat eines Heckenschützen in Dallas, der in der Nacht auf 8. Juli fünf Polizisten tötete. Wenige Tage zuvor war in Michigan ein Polizist im Gerichtssaal von einem Angeklagten erschossen worden.

Die Taten in Texas und wohl auch am Sonntag in Baton Rouge werden mit Rache der Rache von Afroamerikanern in Verbindung gebracht. Weiße Polizisten haben in den USA wiederholt junge Schwarze erschossen. Kritiker bezweifeln, dass der Schusswaffengebrauch durch die Beamten in jedem Fall gerechtfertigt war.

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