Obama zu Polizeigewalt in USA: "Sind noch lange nicht am Ziel"
Nach dem Tod zweier Afroamerikaner durch Polizeischüsse und der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas muss laut Präsident Barack Obama noch viel zur Überwindung der Gräben zwischen Polizei und Schwarzen in den USA getan werden. In Dallas wurden unterdessen zwei der vergangene Woche getöteten Polizisten beerdigt.
"Wir sind noch nicht so weit, dass sich Farbige sicher sein können, dass die Polizei sie gleich behandelt und ihnen mit Würde und Respekt begegnet", sagte Obama nach einem Treffen mit Bürgerrechtlern und Vertretern der Polizei am Mittwochabend (Ortszeit) im Weißen Haus. "Und wir sind auch noch nicht so weit, dass sich die Polizeibehörden auf allen Ebenen angemessen unterstützt fühlen", fügte Obama hinzu.
Dort reichten nun mehrere Bürgerrechtsorganisationen wegen des Vorgehens gegen Demonstranten Klage gegen die Polizei ein. Die Sicherheitskräfte hätten den Menschen das Recht auf eine friedliche Demonstration genommen, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung der American Civil Liberties Union (ACLU). Wegen des Verhaltens der Polizei sei die Lage bei den Protesten am Wochenende eskaliert.
Auch am Mittwochabend kam es zu Protesten gegen Polizeigewalt. In Minneapolis wurden nach Medienberichten 41 Menschen festgenommen, weil sie eine Autobahn besetzt hatten.
"Alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, sollten zu einer vereinten Familie zusammenkommen"
Der 15-jährige Sohn von Sterling rief am Mittwoch vor Journalisten zu friedlichen Protesten auf. "Alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, sollten zu einer vereinten Familie zusammenkommen", erklärte Cameron Sterling.
Im US-Senat erzählte am Mittwoch einer der zwei schwarzen Senatoren, Tim Scott, dass er selbst häufig wegen seiner Hautfarbe im Straßenverkehr von der Polizei angehalten worden sei. "Nicht vier, nicht fünf, nicht sechs, sondern sieben Mal in einem Jahr - als gewählter Amtsträger", sagte der Republikaner aus South Carolina in einer Rede. Dabei sei er zwar manchmal zu schnell gefahren, erklärte Scott. "Aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle wurde ich nur deswegen angehalten, weil ich ein neues Auto in der falschen Gegend fuhr, oder wegen eines anderen, ebenso banalen Grundes."
Nach einer Umfrage der New York Times und des Fernsehsenders CBS halten 69 Prozent der US-Amerikaner die Beziehungen zwischen den Ethnien für schlecht. Das sei der bisher höchste Wert während der Amtszeit von Obama und ein ähnlich schlechter wie zu Zeiten von Unruhen in Los Angeles im Jahr 1992 mit Dutzenden Toten, schrieb die Zeitung. Damals waren vier Autobahn-Polizisten, die dabei gefilmt worden waren, wie sie den Afroamerikaner Rodney King zusammenschlugen, freigesprochen worden. Rund 60 Prozent der Befragten seien der Meinung, die Beziehungen zwischen den Ethnien verschlechterten sich - etwa 22 Prozent mehr als im Vorjahr.
Nach den tödlichen Schüssen auf Polizisten in Dallas vor rund einer Woche wird der Starttermin der TV-Serie "Shooter" in den USA verschoben. Der Sender USA Network werde die erste Folge der Serie nun, eine Woche später als geplant, am 26. Juli zeigen, hieß es in einer Mitteilung.
Das geschehe "aus Respekt und Ehre für die getöteten Polizisten in Dallas", schrieb Darsteller Eddie McClintock beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die Serie, in der auch Ryan Phillippe mitspielt, handelt von einem früheren Heckenschützen. Am vergangenen Donnerstag hatte ein Heckenschütze bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt in der texanischen Metropole Dallas fünf Polizisten getötet und neun verletzt.
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