Obama zu Polizeigewalt in USA: "Sind noch lange nicht am Ziel"

Am Dienstag hatte Obama auf einer Gedenkfeier in Dallas gesprochen.
Zwei der vergangene Woche in Dallas getöteten Polizisten beigesetzt. Obama: "Auf absehbare Zeit Spannungen zwischen Polizei und Schwarzen."

Nach dem Tod zweier Afroamerikaner durch Polizeischüsse und der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas muss laut Präsident Barack Obama noch viel zur Überwindung der Gräben zwischen Polizei und Schwarzen in den USA getan werden. In Dallas wurden unterdessen zwei der vergangene Woche getöteten Polizisten beerdigt.

"Wir sind noch nicht so weit, dass sich Farbige sicher sein können, dass die Polizei sie gleich behandelt und ihnen mit Würde und Respekt begegnet", sagte Obama nach einem Treffen mit Bürgerrechtlern und Vertretern der Polizei am Mittwochabend (Ortszeit) im Weißen Haus. "Und wir sind auch noch nicht so weit, dass sich die Polizeibehörden auf allen Ebenen angemessen unterstützt fühlen", fügte Obama hinzu.

Seit einer Untersuchung der tödlichen Schüsse auf einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen in Ferguson (Missouri) vor knapp zwei Jahren habe es Fortschritte gegeben, nach den jüngsten Ereignissen werde es auf absehbare Zeit aber weitere Spannungen geben.
Obama zu Polizeigewalt in USA: "Sind noch lange nicht am Ziel"
TOPSHOT - US President Barack Obama pauses speaks during an interfaith memorial service for the victims of the Dallas police shooting at the Morton H. Meyerson Symphony Center on July 12, 2016 in Dallas, Texas. President Barack Obama attended a somber memorial Tuesday to five police officers slain in a sniper ambush in Dallas, as he seeks to unify a country divided by race and politics. / AFP PHOTO / MANDEL NGAN
Am Dienstag hatte Obama auf einer Gedenkfeier in Dallas gesprochen. Dort hatte bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt am 7. Juli ein schwarzer Heckenschütze fünf Polizisten erschossen. Nach Angaben des Polizeichefs der texanischen Metropole hatte der Täter angegeben, er sei wegen des Todes der zwei Schwarzen in den Tagen zuvor aufgebracht gewesen und habe weiße Polizisten töten wollen.
Obama zu Polizeigewalt in USA: "Sind noch lange nicht am Ziel"
A woman sits beside photos of the slain policemen as U.S. President Barack Obama speaks during a memorial service for the five killed last week in a sniper attack in Dallas, Texas July 12, 2016. REUTERS/Kevin Lamarque TPX IMAGES OF THE DAY
Zwei der ermordeten Beamten wurden indes in der Nähe von Dallas beerdigt. Bei einer öffentlichen Prozession durch die Straßen erwiesen Bewohner den beiden Polizisten Lorne Ahrens und Brent Thompson die letzte Ehre. Mehrere tausend Polizisten nahmen an den beiden Trauerfeiern teil.
Obama zu Polizeigewalt in USA: "Sind noch lange nicht am Ziel"
Katrina sits with son Magnus during the burial ceremony of her husband, Dallas Police Department Senior Corporal Lorne B. Ahrens, who was among five police officers shot dead the previous week, at Restland Public Safety Memorial Gardens in Dallas, Texas, U.S. July 13, 2016. REUTERS/Cooper Neill TPX IMAGES OF THE DAY
Für den getöteten Polizisten Michael Smith war für Donnerstag eine katholische Messe vorgesehen. Der ebenfalls getötete Polizist Patricio Zamarripa soll am Samstag bestattet werden, der Termin für die Beerdigung von Michael Krol stand noch nicht fest
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A Dallas Police officer puts her hand on the casket after the funeral for slain Dallas police officer Lorne Ahrens in Dallas, Texas, U.S., July 13, 2016. REUTERS/Carlo Allegri
Zu den Teilnehmern der Runde im Weißen Haus zählte auch DeRay Mckesson, einer der bekanntesten Aktivisten der Bewegung Black Lives Matter. Er war am Wochenende bei Protesten in Baton Rouge festgenommen worden. In der Stadt im Bundesstaat Louisiana war der Afroamerikaner Alton Sterling vergangene Woche getötet worden.

Dort reichten nun mehrere Bürgerrechtsorganisationen wegen des Vorgehens gegen Demonstranten Klage gegen die Polizei ein. Die Sicherheitskräfte hätten den Menschen das Recht auf eine friedliche Demonstration genommen, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung der American Civil Liberties Union (ACLU). Wegen des Verhaltens der Polizei sei die Lage bei den Protesten am Wochenende eskaliert.

Obama zu Polizeigewalt in USA: "Sind noch lange nicht am Ziel"
A man gestures from the back of a pick up truck at a makeshift memorial at police headquarters following the multiple police shootings in Dallas, Texas, U.S., July 13, 2016. REUTERS/Carlo Allegri
Nach dem Tod von Sterling sowie tags darauf von Philando Castile in Falcon Heights (Minnesota) durch Polizeikugeln gingen am Wochenende in zahlreichen Städten Tausende gegen Polizeigewalt auf die Straße. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten. Allein in Baton Rouge wurden fast 200 Menschen festgenommen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Auf Bildern ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte in voller Kampfausrüstung auf Demonstranten losgingen.

Auch am Mittwochabend kam es zu Protesten gegen Polizeigewalt. In Minneapolis wurden nach Medienberichten 41 Menschen festgenommen, weil sie eine Autobahn besetzt hatten.

"Alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, sollten zu einer vereinten Familie zusammenkommen"

Der 15-jährige Sohn von Sterling rief am Mittwoch vor Journalisten zu friedlichen Protesten auf. "Alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, sollten zu einer vereinten Familie zusammenkommen", erklärte Cameron Sterling.

Im US-Senat erzählte am Mittwoch einer der zwei schwarzen Senatoren, Tim Scott, dass er selbst häufig wegen seiner Hautfarbe im Straßenverkehr von der Polizei angehalten worden sei. "Nicht vier, nicht fünf, nicht sechs, sondern sieben Mal in einem Jahr - als gewählter Amtsträger", sagte der Republikaner aus South Carolina in einer Rede. Dabei sei er zwar manchmal zu schnell gefahren, erklärte Scott. "Aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle wurde ich nur deswegen angehalten, weil ich ein neues Auto in der falschen Gegend fuhr, oder wegen eines anderen, ebenso banalen Grundes."

Nach einer Umfrage der New York Times und des Fernsehsenders CBS halten 69 Prozent der US-Amerikaner die Beziehungen zwischen den Ethnien für schlecht. Das sei der bisher höchste Wert während der Amtszeit von Obama und ein ähnlich schlechter wie zu Zeiten von Unruhen in Los Angeles im Jahr 1992 mit Dutzenden Toten, schrieb die Zeitung. Damals waren vier Autobahn-Polizisten, die dabei gefilmt worden waren, wie sie den Afroamerikaner Rodney King zusammenschlugen, freigesprochen worden. Rund 60 Prozent der Befragten seien der Meinung, die Beziehungen zwischen den Ethnien verschlechterten sich - etwa 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

Nach den tödlichen Schüssen auf Polizisten in Dallas vor rund einer Woche wird der Starttermin der TV-Serie "Shooter" in den USA verschoben. Der Sender USA Network werde die erste Folge der Serie nun, eine Woche später als geplant, am 26. Juli zeigen, hieß es in einer Mitteilung.

Das geschehe "aus Respekt und Ehre für die getöteten Polizisten in Dallas", schrieb Darsteller Eddie McClintock beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die Serie, in der auch Ryan Phillippe mitspielt, handelt von einem früheren Heckenschützen. Am vergangenen Donnerstag hatte ein Heckenschütze bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt in der texanischen Metropole Dallas fünf Polizisten getötet und neun verletzt.

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