Saudi-Arabiens Bild in der Welt: Sein oder Schein?

Saudi-Arabiens Bild in der Welt: Sein oder Schein?
Prinz Salman, der mächtigste Mann Saudi-Arabiens, zeigt der Welt zwei Gesichter seiner Politik

Stopp der Handelsbeziehungen, Abzug von angeblich 15.000 Studenten, Ausweisung des Botschafters – Saudi-Arabien hat seit Montag harsche Maßnahmen gegen Kanada gesetzt. Am Mittwoch legte das wahhabitische Königreich nach: Alle Saudis, die sich gegenwärtig in Kanada in medizinischer Behandlung befinden, sollen in andere Länder gebracht werden.

Der saudische Gesundheitsattaché für die USA und Kanada, Fahad al Tamimi, erklärte, dass dieser Schritt „der Sicherheit saudischer Patienten“ diene. Wie genau die Sicherheit der Patienten gefährdet sei, sagte er nicht.

Auslöser für den aggressiven Kurs des Königreichs war ein Tweet der kanadischen Außenministerin Chrystia Freeland, in dem sie die Festnahme zweier saudischer Menschenrechtsaktivistinnen kritisiert hatte.

Die gegenwärtige Krise lässt Zweifel am Reformwillen des starken Mannes in Riad aufkommen: Der 32 Jahre alte Prinz Mohammed bin Salman galt gemeinhin als Symbol der Öffnung des islamischen Landes, in dem nach wie vor die Todesstrafe sowohl auf Homosexualität, als auch auf „Hexerei“ steht.

Dennoch sorgten Schritte wie die Aufhebung des Fahrverbots für Frauen oder die Aufhebung des Fußballstadionverbots für Frauen weltweit für Aufsehen, vor allem US-amerikanische Medien veröffentlichten zahlreiche Interviews mit Salman, in denen er sich als zukunftsorientierter Reformer präsentieren durfte.

PR-Maschine

Das ist nicht zuletzt auf eine intensive PR-Arbeit zurückzuführen: Drei der größten Washingtoner PR-Unternehmen stehen auf der saudischen Gehaltsliste und sollen ein positives Bild des Königreichs vermitteln.

Eines dieser Bilder soll die Zukunftsstadt „Neom“ sein – ein Silicon Valley im Nordosten des Landes, versorgt durch erneuerbare Energie. Bei der Präsentation Neoms trat Prinz Salman persönlich vor potenzielle Investoren und erklärte seine Pläne mit höflicher Freundlichkeit. Anders, wenn die Menschenrechtslage in seinem Land kritisiert wird: Als der damalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel im November vergangenen Jahres Saudi-Arabien dafür kritisierte, den libanesischen Premier Saad Hariri gegen dessen Willen in Riad festzuhalten, zog das Königshaus seinen Botschafter aus Berlin ab. Noch heute sollen deutsche Unternehmen gegenüber anderen stark benachteiligt werden.

Seine Macht im Land festigte Salman ebenfalls im November vergangenen Jahres, als er Dutzende Prinzen – also Familienmitglieder – wegen Korruptionsverdacht einsperren ließ.

Auch in der regionalen Außenpolitik fährt Salman einen harten Kurs, etwa im Jemen. Seit mehr als drei Jahren bombardiert die saudische Luftwaffe die Houthi-Rebellen. Das Land befindet sich in einer massiven humanitären Krise. Nehmen die Truppen der saudisch geführten Militärallianz die Hafenstadt Hodeidah ein, drohen die Hilfslieferungen für Millionen von Menschen abzureißen.

Das alles geschieht mit logistischer Unterstützung durch die USA, zu denen Salman exzellente Beziehungen pflegt. US-Präsident Donald Trump sieht in Riad einen wichtigen Verbündeten in puncto Wirtschaft und Terrorismusbekämpfung. Salman betont stets, vehement gegen Terrorgruppen vorzugehen.

Ebenso ist Saudi-Arabien ein erbitterter Feind des Iran – und somit ein nützlicher Verbündeter Trumps.

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