Vom Flüchtling zum Bürgermeister: "Habe mit mehr Widerstand gerechnet"

Der in Syrien geborene Ryyan Alshebl ist Bürgermeister von Ostelsheim in Baden-Württemberg.
Der Grüne Ryyan Alshebl floh 2015 aus Syrien, seit diesem Sommer ist er Chef einer kleinen Gemeinde im konservativ geprägten Baden-Württemberg.

Seine Geschichte ging um die Welt: Die Bürger der 2.500-Einwohner-Gemeinde  Ostelsheim wählten den 29-jährigen Ryyan Alshebl  aus Syrien zu ihrem neuen Bürgermeister, seit Juli ist er nun im Amt. Er hat aber auch Ideen über die Dorfgrenzen hinaus. Dem KURIER erzählte er sie per Videotelefonat – in fließendem Deutsch, mit leicht schwäbischem Dialekt.  

KURIER: Herr Alshebl, wie wird ein einst syrischer Flüchtling zum Bürgermeister einer kleinen Gemeinde im Schwarzwald?

Alshebl: Mit einer Mischung aus Elan, Engagement, Glück und toleranten Bürgern, die bereit sind zu sagen: „Wir wählen auch jemanden, der nicht hier aufgewachsen ist, weil er in unseren Augen das bessere Konzept hat.“ 

Heißt das, dass harte Arbeit allein nicht reicht, oder ist ein Weg wie Ihrer für alle Flüchtlinge möglich?

Nicht alle haben Interesse daran. Das ist ein Job, mit dem ein gewisser Lifestyle einhergeht, der den heutigen Vorstellungen nicht entspricht – eine Work-Life-Balance gibt es kaum.

Aber wird es Menschen mit Migrationshintergrund, die es wollen, besonders schwer gemacht?

Als ich mich für die Kandidatur entschieden habe, habe ich mit deutlich mehr Widerstand gerechnet, vor allem vom rechten Rand. Natürlich habe ich Hassmails erhalten und unangenehme Begegnungen im Wahlkampf gemacht. Ich weiß, dass meine Partei (Die Grünen, Anm.) hier im konservativ geprägten, ländlichen Raum nicht die beliebteste ist. Und es gab das Lager, das sagte: „Ein Syrer als Bürgermeister? Auf keinen Fall!“ Aber es war alles viel milder als erwartet und ich suche noch immer nach den Gründen, warum.

Haben Sie eine Vermutung?

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