Russlands Geheimdienste arbeiten bis heute mit Venusfallen

Glienicker Brücke in Berlin: Agenten-Austauschort im Kalten Krieg.
Prostituierte und Geliebte waren beliebte Waffen des KGB und anderer Ost-Geheimdienste im Kalten Krieg – auch in Österreich.

Eine Luxussuite im Moskauer Ritz-Carlton, vom russischen Geheimdienst mit Wanzen gespickt, ein US-Milliardär, eine Handvoll gut ausgesuchter Prostituierter, die für den Herren – quasi vor laufender KameraSexspielchen vollführen, um ihn so für den Kreml später erpressbar zu machen. Der 35-seitige Bericht, den der russische Geheimdienst angeblich über Donald Trump angelegt hat, liest sich stellenweise wie ein Agententhriller aus der Zeit des Kalten Krieges.

Zweifelhaft oder nicht, die Methoden, mit denen die russischen Spione dem New Yorker Milliardär zu Leibe gerückt sein sollen, sind altbewährt. In den Zeiten der Sowjetunion waren Luxushotels in Moskau, in denen westliche Politiker und Diplomaten abstiegen, in der Hand des KGB. Angestellte, vom Kofferträger bis zum Zimmermädchen, waren Informanten. Die Damen, die sich an der Bar anboten, lieferten schließlich das belastende Material für die Erpressungen, gefilmt durch Löcher in der Wand.

"Kompromat" nennt man in Russland diese Taktik, der westliche Journalisten, Diplomaten, aber auch Oppositionelle zum Opfer fielen, und sie überlebte auch das Ende der Sowjetunion.

So wurde in Russland während der Amtszeit Boris Jelzins ein politisch unliebsam gewordener Staatsanwalt durch ein solches Sex-Video aus einem Hotel aus dem Amt befördert. Der Mann hinter der Operation, der auch gegen den Staatsanwalt aussagte, war übrigens der damalige Chef des Geheimdienstes FSB, Wladimir Putin.

Geheimdienst-Romeos

Doch die Sowjetunion und ihre Verbündeten setzten die Waffe Sex nicht nur in Hotels und mithilfe von Prostituierten ein. Agenten im Auslandseinsatz betörten Spitzenpolitiker, um so an Informationen zu kommen. Eine der berühmtesten Affären war jene um den britischen Verteidigungsminister John Profumo. Der Konservative wurde von dem Fotomodell Christine Keeler verführt, die aber zugleich eine Affäre mit einem sowjetischen Diplomaten hatte und auf diesem Weg militärische Informationen an den KGB lieferte. Der Skandal brachte nicht nur den Minister, sondern die ganze Regierung zu Fall.

Die DDR setzte für ihre erotischen Spionage-Operationen nicht nur Frauen, sondern auch Männer ein. Diese "Romeos" mussten sich allerdings statt auf schnellen Sex auf längerfristige Affären einlassen. So führte etwa ein Agent eine äußerst ertragreiche Beziehung mit einer Sekretärin im NATO-Hauptquartier in Brüssel.

Geheimdienst-Hochzeit

Auch etliche Österreicher verfingen sich im Kalten Krieg in Ostblock-Venusfallen. Gegen einen damals 21-jährigen Wiener wurde vom tschechischen Geheimdienst sogar eine komplette Damenringer-Gruppe ins Rennen geschickt. Der junge Mann war erst kurz davor abgerüstet, verdingte sich als Privatdetektiv, wollte Sportmanager werden. Schließlich durfte er für die Tschechinnen Damenringkämpfe veranstalten. Eine der jungen Damen heiratete ihn sogar.

Dann musste er für seine "Ehefrau" eine Skizze über das geheime Funkfernschreibgerät der Maria-Theresia-Kaserne anfertigen und Vorschläge machen, wie man es stehlen und ins Ausland schicken könnte. Bei einem Spionage-Einsatz in München wurde er vom deutschen Verfassungsschutz enttarnt und nach Wien ausgeliefert. Bei der Vernehmung durch die Staatspolizei beklagte er, dass er seine Ehefrau nicht mehr erreichen könne und äußerte den Verdacht, dass sie Angehörige eines Geheimdienstes sein könne. Er kam mit der damals unüblich milden Strafe von einem Jahr Kerker davon.

In den privaten Memoiren eines inzwischen verstorbenen Agenten, die nur Insidern zugänglich sind, wird ein Kapitel einer sexuell höchst aktiven Doppel- oder Mehrfach-Agentin gewidmet. Die Frau war zwischen Wien und Warschau aktiv und genoss in der Geheimdienstszene einen sagenhaften Ruf. Keine Zielperson soll ihr widerstanden haben.

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