Ostukraine heftig umkämpft, Flughafen Odessa getroffen

Ostukraine heftig umkämpft, Flughafen Odessa getroffen
Selenskij bezeichnet Lage als "schwierig". Russland: Ukraine beschoss Grenzübergang

Tag 65 im Krieg: Die Kämpfe im Osten der Ukraine gingen am Samstag unvermindert fort. Im Zuge eines russischen Raketenangriffs wurde die Landebahn des Flughafens Odessa  zerstört. Dies teilte die ukrainische Armee am Samstag mit. Der Einschlag eines russischen Marschflugkörpers habe die Landebahn unbrauchbar gemacht, hieß es. Odessa ist die letzte große Stadt am Schwarzen Meer, die noch von der Ukraine kontrolliert wird. Sie liegt nahe der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien, in der russische Soldaten stationiert sind.

Der ukrainische Generalstab hat am Samstag neue russische Angriffe mit Schwerpunkt im Osten der Ukraine vermeldet. "Die Gefechte gehen weiter", es gebe für Russland aber keine Erfolge, heißt es. In der Nähe der Stadt Isjum in der Region Charkiw ziehe Russland weiter Truppen für den Angriff zusammen. Attackiert wurde in der Nacht auch die Großstadt Charkiw selbst. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij sprach von "taktischen Erfolgen" seiner Armee in der Region.

"Die Lage in der Region Charkiw ist schwierig", sagte Selenskyj in einer Fernsehansprache. "Aber unser Militär und unser Geheimdienst haben wichtige taktische Erfolge erzielt." Selenskyj warf der russischen Armee vor, bei ihrer Offensive im Donbass "alles Leben zerstören" zu wollen. Die permanenten Angriffe auf die Infrastruktur und auf Wohngebiete zeigten, "dass Russland dieses Gebiet unbewohnbar machen will".

Laut Berichten des britischen Militärs sind die Russen gezwungen, die Truppen neu zu sammeln. Das russische Militär habe erschöpfte Einheiten aus den gescheiterten Vorstößen zusammenlegen und umgruppieren müssen. "Viele dieser Einheiten leiden wahrscheinlich unter einer geschwächten Moral."

"Die Mängel bei der taktischen Koordination bestehen weiter", twitterte das britische Militär zur Lage in der Nordostukraine. Wegen der Schwäche der Einheiten und unzureichender Luftunterstützung könne Russland seine Kampfkraft nicht vollständig ausschöpfen. Russland hoffe, seine Schwierigkeiten bei der Invasion zu beheben, indem es die Truppen geografisch konzentriere, die Versorgungswege verkürze und die Führung vereinfache. 

Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht mit seiner Artillerie 389 Ziele in der Ukraine angegriffen, darunter 35 Kontrollpunkte, 15 Waffen- oder Munitionslager und mehrere Orte, an denen sich ukrainische Truppen oder Ausrüstung befunden hätten. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, vier Munitions- und Treibstofflager seien von russischen Raketen getroffen worden.

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Die ukrainischen Streitkräfte ihrerseits eroberten nach eigenen Angaben in der Nähe von Charkiw das "strategisch wichtige" Dorf Ruska Losowa zurück. Dem Verteidigungsministerium in Kiew zufolge brachten die ukrainischen Soldaten mehr als 600 Einwohner in Sicherheit.

Gegenangriff der Ukraine

Die Ukraine soll zudem die grenznahe russische Region Kursk mit Granaten attackiert haben. Am Samstagnachmittag sei ein Grenzübergang in der Ortschaft Krupez mit Granaten angegriffen worden, teilte der Gouverneur der westrussischen Region, Roman Starowojt, mit. Russische Grenzsoldaten hätten das Feuer erwidert und den Beschuss so gestoppt. Verletzt worden sei niemand. Bereits am Freitag hatte Starowojt erklärt, seine Region sei von ukrainischem Gebiet aus beschossen worden.

Unklar ist weiterhin die Lage um das Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol. In den Bunkeranlagen der Industriezone sollen sich nach russischen Angaben rund 2.500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben. Der Ukraine zufolge warten dort vor allem 1.000 Zivilisten auf ihre Rettung, darunter auch Kinder.

Kiew und Moskau hatten sich unter Vermittlung von UNO-Generalsekretär António Guterres bereit erklärt, eine humanitären Korridor für die Flucht der Zivilisten einzurichten. Ergebnisse lassen jedoch auf sich warten. Das russische Staatsfernsehen berichtete jedenfalls, dass eine dreiköpfige Familie das Stahlwerk verlassen habe. Ein Mann, der sich als Vater bezeichnete, schilderte die Flucht. Überprüfbar sind diese Angaben nicht.

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