Angriff auf russische Grenzregion Kursk: Tausende fliehen, Kritik am Kreml

Angriff auf russische Grenzregion Kursk: Tausende fliehen, Kritik am Kreml
Einige hundert Soldaten oder pro-ukrainische Freischärler haben russisches Territorium besetzt. Militärblogger kritisieren dafür den Kreml - für den ist aber alles "unter Kontrolle".

Bis zu 2000 ukrainische Soldaten sollen es sein, die die russische Grenzregion Kursk derzeit massiv angreifen: „Mehrere tausend Menschen haben die unter Beschuss befindliche Region mit unserer Hilfe verlassen“, teilte Gouverneur Alexej Smirnow in einer Videobotschaft am Mittwoch mit. Er gestand in der Früh eine "angespannte Lage" ein und forderte die Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Angesichts der schweren Attacken und vielen Verletzten rief er die Bürger in seinem Telegram-Kanal zu Blutspenden auf. Behörden in den benachbarten Regionen boten Hilfe an.

Die Gefechte in der Grenzregion dauerten am Mittwoch schon den zweiten Tag in Folge an, fünf russische Staatsbürger seien bei den Kämpfen getötet worden, 24 weitere verletzt, Unter den Verletzten sollen auch mindestens sechs Kinder sein. Laut dem russischen Verteidigungsministerium seien 260 ukrainische Soldaten gefallen und 50 gepanzerte Fahrzeuge, darunter sieben Panzer sowie acht gepanzerte Mannschaftstransportwagen zerstört worden. Ob die Zahlen stimmen, ist schwer zu sagen. 

Unter Kontrolle?

In den Staatsmedien ist davon die Rede, dass Präsident Putin die Lageeinschätzung persönlich übernommen habe, dass mehrheitlich "alles unter Kontrolle" sei. Beobachter sehen das nicht so: Vielfach wurde in den sozialen Medien Kritik am Kreml laut, weil die ukrainischen Kämpfer russische Soldaten als Gefangene genommen hatten, sich in einzelnen Ortschaften auch festgesetzt hätten.

Es ist nicht das erste Mal, dass ukrainische Kämpfer auf russisches Gebiet vordringen. Der russische Militärblogger Alexander Sladkow etwa meldete, die Separatisten seien zehn Kilometer weit auf russisches Gebiet vorgedrungen;  verschiedene Blogger schätzen Stärke der Ukrainer auf zwischen 900 und 2.000 Mann.

Freiwilligenbataillone

Militärbeobachter meinten, die russischen Truppen seien in der Grenzregion nur schwach aufgestellt gewesen, weshalb die ukrainischen Kämpfer es leicht gehabt hätten, dort einzudringen. In der Vergangenheit hatte es solche Durchbrüche von ukrainischer Seite in der Region Belgorod gegeben. Zu den Aktionen bekannten sich Freiwilligenbataillone, die aus Russen bestehen, aber aufseiten der Ukraine kämpfen. Ziel der Ukraine könnte es aus Sicht von Experten sein, die russischen Truppen von Angriffen in dem Krieg gegen das Nachbarland abzulenken. Beobachter im Westen fragen sich aber regelmäßig, ob das militärisch tatsächlich einen Zweck hat - Soldaten binde dies kaum, so die Einschätzung.

Russland sprach bei den ukrainischen Angriffen von einem „Terrorakt“ gegen die Zivilbevölkerung. „Er richtet sich offensichtlich gegen eine friedliche Bevölkerung, gegen eine Zivilbevölkerung“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Auch in den Oblasten Woronesch, Belgorod und Rostow, die wie Kursk eine Grenze mit der Ukraine teilen, wurden laut Verteidigungsministerium Drohnen abgefangen.

Die Ukraine feuert immer wieder Artillerie und Raketen auf russisches Territorium und hat mit Langstrecken-Drohnen Ziele tief im Inneren Russlands angegriffen. Infanterieangriffe kommen allerdings selten vor.

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