Ukraine griff Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte an

Ukraine griff Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte an
Der Stützpunkt in Sewastopol steht seit dem Raketenangriff in Flammen, ein Soldat kam laut russischen Angaben ums Leben.

Nach dem ukrainischen Raketenangriff auf das Hauptquartier der russischen Marine auf der annektierten Halbinsel Krim ist dort ein Feuer ausgebrochen. Derzeit liefen die Löscharbeiten am Hauptquartier der Schwarzmeerflotte, teilte der Gouverneur der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, am Freitag in Online-Netzwerken mit.

Die russische Armee teilte mit, ein Militärangehöriger sei bei dem Angriff getötet worden. "Nach den vorliegenden Informationen wurde ein Soldat getötet", hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Moskau. Nach Angaben des Gouverneurs der Krim, Sergej Aksjonow, schoss das russische Luftabwehrsystem mehrere Marschflugkörper über der Halbinsel ab.

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Weiters in diesem Artikel:

  • Gegenoffensive der Ukraine: US-Militärexperten orten Fortschritte
  • Russische Angriffe im Osten und Süden
  • Belarus: Manöver mit russischen Truppen gestartet
  • Geheimdienst: Kreml in Sorge wegen Explosionen auf Flugplatz
  • Selenskij in Kanada

Der oppositionelle Telegram-Kanal Crimeanwind berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von mehreren schweren Explosionen. Auf einem Foto waren zudem Schäden am Gebäude zu erkennen.

Sewastopol auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel ist der Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Schiffe dieser Flotte beschießen regelmäßig mit Raketen ukrainisches Gebiet.

    Gegenoffensive der Ukraine: US-Militärexperten orten Fortschritte

    Die ukrainische Armee macht nach Einschätzung von US-Militärexperten weiter Fortschritte bei ihrer Offensive im Süden des Landes.

    Am Frontabschnitt bei Robotyne im Gebiet Saporischschja seien erstmals ukrainische Panzerfahrzeuge jenseits der letzten russischen Abwehrlinie gesichtet worden, schrieb das Institut für Kriegsstudien ISW in seinem Bericht vom Donnerstagabend.

    Es sei aber noch zu früh, um sicher zu sagen, dass diese russische Verteidigungslinie durchbrochen sei. Der Generalstab in Kiew meldete im Lagebericht für Freitagfrüh ukrainische Vorstöße bei Bachmut im Osten und an der Front im Süden.

    Bei Robotyne sei es zugleich gelungen, russische Gegenangriffe abzuwehren, hieß es. Dies war zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

      Bei dem Ort Robotyne hat sich die ukrainische Armee in ihrer Gegenoffensive seit Juli am weitesten durch die gestaffelten russischen Verteidigungslinien hindurchgearbeitet. Dort haben sich die russischen Truppen in weitverzweigten Schützengräben verschanzt. Panzer werden mit Minen, Gräben und dreieckigen Betonsperren, sogenannten Drachenzähnen, abgewehrt.

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      Die Ukrainer kamen mit Panzern zunächst nicht durch diese Linien hindurch, zumal es an Unterstützung aus der Luft fehlte. In einer geänderten Taktik wurden die russischen Stellungen erst mit Artillerie sturmreif geschossen, dann mit kleinen Trupps von Fußsoldaten besetzt. Das Auftauchen ukrainischer Panzerfahrzeuge hinter dieser Linie belegt nach ISW-Einschätzung, dass diese sich dort jetzt wieder freier bewegen können.

      Die Ukraine hofft, in dieser Richtung zum Asowschen Meer vorzudringen und die Landverbindung der Russen zur Halbinsel Krim abzuschneiden.

      Allerdings ist das Meer immer noch etwa 100 Kilometer entfernt. Experten bezweifeln, dass die ukrainischen Truppen dieses Ziel noch in diesem Jahr erreichen. Die Ukraine wehrt seit fast 19 Monaten eine russische Invasion ab.

      Mehr lesen: Gegenoffensive: Den Ukrainern läuft die Zeit davon

      Russische Angriffe im Osten und Süden

      Die Ukraine meldet mehrere Opfer russischer Angriffe im Osten und Süden des Landes. In der Ortschaft Kurachowe in der Nähe von Donezk seien 13 Menschen verletzt worden, sagte der zuständige Verwaltungschef Roman Padun dem Sender Suspilne.

      Durch den Angriff sei ein Feuer ausgebrochen. In den sozialen Medien kursieren diverse Fotos von brennenden Gebäuden.

      In der Region Cherson wurde unterdessen eine Frau tot aus den Trümmern ihres Hauses geborgen. Laut einer Telegram-Mitteilung des Gouverneurs von Cherson, Olexander Prokudin, hat der russische Angriff der Stadt Seleniwka gegolten. Das ukrainische Militärkommando Süd meldete zudem einen Raketenangriff auf Freizeiteinrichtungen südwestlich des Schwarzmeerhafens Odessa. Berichte über Opfer gab es hier nicht.

      Mehr lesen: War eine ukrainische Rakete verantwortlich für 15 tote Zivilisten?

      Das russische Militär hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau einen ukrainischen Angriff auf die besetzte Halbinsel Krim abgewehrt. Eine Rakete und zwei Drohnen seien zerstört worden, meldete das Ministerium. Aus der Ukraine gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.

      Belarus: Manöver mit russischen Truppen gestartet

      In Belarus hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom Freitag ein Manöver mit russischen Truppen begonnen. Das Training werde fünf Tage andauern. Das an Russland und die Ukraine angrenzende Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands.

      Die Ukraine erhöht der Übung wegen die Wachsamkeit an der Grenze. Sollte die Bedrohung zunehmen, würden zusätzliche Truppen ins Grenzgebiet verlegt, so der Kommandant der ukrainischen Streitkräfte, Generalleutnant Serhii Naev.

      Geheimdienst: Kreml in Sorge wegen Explosionen auf Flugplatz

      Die Explosionen auf dem russischen Militärflugplatz Tschkalowski nahe Moskau in dieser Woche dürften im Kreml nach Einschätzung britischer Militärexperten Besorgnis hervorgerufen haben. "Das ist ein sensibler Ort, weil er spezialisierte Militärflugzeuge und VIP-Transportmittel für den russischen Führungszirkel beherbergt", hieß es in dem täglichen Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine am Freitag.

      Besonders relevant seien Berichte über Schäden an einem Aufklärungsflugzeug, so die Briten.

      Saboteure hatten nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR zwei Flugzeuge und einen Hubschrauber auf dem streng bewachten Flugplatz nahe Moskau zerstört. An den Maschinen wurde demnach Sprengstoff angebracht.

      Beide Seiten versuchen nach Einschätzung der Briten derzeit angesichts der relativ festgefahrenen Situation am Boden durch Schläge im Hinterland des Gegners einen Vorteil zu erlangen. Dabei seien die intensivierten weitreichenden Schläge der Russen auf die Ukraine wahrscheinlich teilweise eine Reaktion auf Vorfälle in Russland und der Krim.

      Selenskij in Kanada

      Nach seinem Besuch in den USA setzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij seine Auslandsreise mit einem Zwischenstopp im benachbarten Kanada fort, wo er von Premierminister Justin Trudeau in der Hauptstadt Ottawa empfangen wurde. Es ist auch eine Rede Selenkyjs vor dem Parlament geplant.

      Danach werde der ukrainische Präsident nach Toronto weiterreisen, wo er mit kanadischen Wirtschaftsführern zusammentreffe.

      Medienberichten zufolge ist es Selenskijs erster Besuch in Kanada seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022. Zuvor hatte er per Video vor dem kanadischen Parlament gesprochen.

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