Russland setzt EU mit schleppenden Gaslieferungen unter Druck

Russland setzt EU mit schleppenden Gaslieferungen unter Druck
Inzwischen leidet halb Europa unter den eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland. Als Ursache führt der Gazprom-Konzern ein technisches Gebrechen an – doch kaum jemand glaubt das.

Schon am Mittwoch Abend hatte der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck in einem Video erklärt: „Putin macht das, was von Anfang an immer schon zu befürchten war: Er reduziert die Gasmenge. Nicht mit einem Schlag, aber doch schrittweise“.

Vorausgegangen waren Habecks Statement Meldungen über deutlich verringerte Gasmengen, die von Russland aus über die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland fließen würden. Die Auswirkungen betreffen weite Teile Europas: Auch Österreich und Tschechien erhalten seit Anfang dieser Woche viel weniger Gas als zuvor, wie die jeweiligen Versorger am Donnerstag erklärten.

Am Freitag vermeldete dann zunächst der italienische Gaskonzern Eni, dass man nur die Hälfte der bestellten Menge aus Russland erhalten habe; dann erklärte der französische Netzbetreiber GRTgaz  gar, überhaupt kein Gas mehr geliefert zu bekommen. Auch die Slowakei, die anders als Frankreich und Italien zu  mehr als 80 Prozent von russischem Gas abhängig ist, erhielt am Freitag nur noch die Hälfte.

Als Ursache nannte der teilstaatliche russische Gaskonzern Gazprom, dass defekte Turbinen des deutschen Siemens-Konzerns in Kanada repariert wurden – und dort festsitzen, weil sie wegen der Sanktionen gegenüber Russland nicht mehr an ein russisches Unternehmen geliefert werden dürfen. Auch nicht über Umwege.

Habeck bezeichnete diese Begründung sofort als „vorgeschoben“ und kündigte für den Notfall sogar gesetzliche Energiesparmaßnahmen an. Alfons Haber, Vorstand der österreichischen Energie-Regulierungsbehörde E-Control, hält die von Gazprom angeführten technischen Probleme dagegen für „nachvollziehbar und transparent“. Überhaupt gaben sich österreichische Vertreter am Freitag noch betont entspannt.

Wer hat nun Recht? Der KURIER fragte bei zwei Experten nach.

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