Billigster Anbieter
Doch die Einfuhren von russischem LNG wachsen parallel dazu rasant. Knapp 20 Prozent der europäischen Importe kamen im ersten Halbjahr 2024 aus Russland, im Vorjahr waren es noch 14 Prozent. LNG ersetzt mittlerweile fast jene Gasmenge, die bis zum Anschlag über die Nord-Stream-Route nach Westen floss; und die Europäer sind mittlerweile zum Hauptabnehmer von russischem LNG aufgestiegen.
Warum, ist schnell erklärt: Bezogen wird das Gas hauptsächlich von Frankreich und Spanien, der am meisten angelaufene Hafen ist Zeebrügge in Belgien. Alle drei Staaten haben langfristige Verträge mit Moskau, die Preise liegen unter denen des Mitbewerbs. Damit finanzieren sie aber auch den russischen Staat: 8,1 Milliarden Dollar flossen laut dem amerikanischen Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) 2023 so nach Russland, 2022 waren es aufgrund des extrem hohen Gaspreises sogar 16,1 Milliarden Euro.
Umschlagplatz Europa
Geht es nach Putin, sollen es noch viel mehr werden. Er will die gelieferte Menge in den kommenden Jahren verdreifachen, dafür lässt er gerade 15 weitere eisbrechende Frachter bauen.
Hier spürt Moskau aber die Macht der Sanktionen, zumindest ein wenig. Die Tanks für die Schiffe hätte das französische Unternehmen GTT liefern sollen, das zog sich nach Kriegsausbruch aber zurück. Auch der Bau eines neuen Terminals in Ust-Luga an der Ostsee stockt deshalb: Weil europäische Partner ausstiegen, wird dort jetzt nur mehr Kohle verladen.
Ein wenig steigt Brüssel Moskau auch bei den LNG-Lieferungen auf die Füße. Russland nutzt vor allem Zeebrügge, um sein Gas umzuladen und in die Welt zu verkaufen, das ist deutlich günstiger als die Fahrt zum nächsten geeigneten Hub in der Türkei.
Ab März ist das aber untersagt, was für den Kreml ziemlich unangenehm ist: Die Kosten steigen mit der längeren Fahrt in die Türkei um 70 Prozent, sagen Experten. Derzeit unterbietet Moskau seine Mitbewerber USA und Katar; ob sich das dann mit den steigenden Kosten noch rechnet, ist fraglich.
Kommentare