Kadyrow im Koma? Tschetschenen-Führer widerspricht Gerüchten per Video

Kadyrow im Koma? Tschetschenen-Führer widerspricht Gerüchten per Video
Tagelang hieß es, Putins Statthalter sei krank oder sogar vergiftet worden und liege im künstlichen Tiefschlaf. Nun meldet er sich per Video zu Wort.

In den sozialen Netzwerken überschlugen sich in den vergangenen Tagen die Postings: Ist Ramsan Kadyrow, Putins Statthalter in Tschetschenien, tatsächlich schwer krank, ins Koma gefallen oder gar gestorben?

Seit die ukrainische Zeitung Obozrewatel und der belarussische Oppositionellen-Sender NEXTA unter Berufung auf den Chef des Militärgeheimdiensts GRU, Andrij Jusow, vermeldet hatten, dass der 46-Jährige "schwere systemische gesundheitliche Probleme" habe, kursierten die wildesten Spekulationen über ihn. "Putins Bluthund", wie er gerne genannt wird, sei angeblich nach Moskau oder wahlweise die Vereinigten Arabischen Emirate ausgeflogen worden, hieß es. Dazu machte immer wieder das Gerücht einer Vergiftung die Runde.

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Kadyrow hatte, ähnlich wie der verstorbene Wagner-Chef Dmitrij Prigoschin, auch schon öfter an der Kriegsführung der russischen Streitkräfte Kritik geübt. Zudem nährte das Verschwinden seines Leibarztes diese Vermutung: Der Mediziner, der zugleich das Amt des stellvertretenden Premiers bekleidete, soll lebendig begraben worden sein, weil er dem Tschetschenenführer krankmachende Injektionen verabreicht haben soll.

Kadyrow widerspricht auf Telegram-Kanal Gerüchten

Am Sonntag veröffentlichte Kadyrows Telegram-Kanal nun aber ein Video, in dem der diesen Gerüchten selbst widerspricht. In der Aufnahme, die ihn in Regenjacke und Kapuze beim Spazierengehen im Regen zeigt, zitiert er auf tschetschenisch Suren aus dem Koran und sagt, dass er bereits einige Kilometer gegangen sei. „Ich kann allen, die im Internet die Wahrheit von der Lüge nicht unterscheiden können, nur empfehlen, an die frische Luft zu gehen und ihre Gedanken zu ordnen. Der Regen belebt einen wunderbar“, steht darunter.

Im Video selbst sagt er am Ende auf Russisch: "Treibt Sport." Wo und wann das Video aufgenommen worden ist, ist allerdings unklar.

Kadyrow hat, ähnlich wie Prigoschin, ein großes Propagandanetzwerk um sich und ist es gewohnt, Spuren zu verwischen und Verwirrung zu stiften. Das Wetter deutet jedenfalls nicht darauf hin, dass er in Russlands Hauptstadt ausgeflogen worden sein könnte: In Moskau hat es zu besagter Zeit nicht geregnet, in der tschetschenischen Hauptstadt Groznyj schon, berichtet das unabhängige russische Portal Agenstwo.

Spekulationen über Kadyrows Gesundheit

Spekulationen über Kadyrows Gesundheit, der seit 2007 als Nachfolger seines Vaters an der Spitze der mehrheitlich muslimischen Kaukasusrepublik steht, gibt es schon länger. Befeuert wurden sie zuletzt davon, dass sich Kadyrows Aussehen zum Schlechteren veränderte, er wurde dicker und sah aufgeschwemmt aus. Auch auf dem jetzt veröffentlichten Video ist er sichtbar aufgedunsen.

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Vor einigen Wochen machten darum Gerüchte die Runde, dass er schwer nierenkrank sei; befeuert hat diese Spekulationen der russische Ex-Duma-Abgeordnete Gennadyj Gudkow – Kadyrow habe sich einer Transplantation unterzogen, die sei aber schiefgelaufen, sagte er. Der mittlerweile im Exil lebende, ehemalige tschetschenische Vizepremier Achmad Sakajew verbreitete zudem, Kadyrow leide seit Jahren an einer Nierenkrankheit. Dafür spräche auch sein Fehlen bei wichtigen Terminen in Moskau, etwa bei Putins Ansprache zum Jahrestag der Invasion.

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Video der Söhne des Tschetschenenführers sorgte für Verwunderung

Der ukrainische Geheimdienst verbreitet auch schon seit Längerem Spekulationen über Kadyrows Gesundheitszustand. Kyrylo Budanow, Chef des Inlandsgeheimdienstes, sagte im Frühling, der Tschetschenenführer habe gesundheitliche Probleme infolge einer Drogensucht - er habe gedopt, um sich sportlicher zu zeigen, als er ist. Für Verwunderung sorgten auch Kadyrows Söhne, die in einem emotionalen Video darüber sprachen, wie sehr es sie ängstigt, dass sie ihren Vater verlieren könnten.

Kadyrow, dem in seiner Heimat massive Menschrechtsverstöße vorgeworfen, hat jegliche Gerüchte immer lachend weggewischt. Zuletzt sagte er: "Ich will ohnehin nicht mehr lange leben."

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