Putin "zu freundlich": Ex-Separatistenführer Girkin will Präsident werden

Igor Girkin sitzt im Gerichtssaal hinter einer Glaswand, Fotografen machen Fotos von ihm
"Ich halte mich in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident", sagt der inhaftierte Nationalist Igor Girkin.

Der inhaftierte frühere Separatistenführer Igor Girkin hat seine Kandidatur für die russische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr angekündigt. "Ich halte mich in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident, und sicherlich für kompetenter als der Verteidigungsminister", erklärte Girkin am Donnerstag in seinem Kanal beim Online-Dienst Telegram. Präsident Wladimir Putin sei "zu freundlich".

Der Staatschef sei "nicht nur von seinen Partnern im Westen und in Kiew an der Nase herumgeführt worden, sondern auch von den Chefs unserer Sicherheitsbehörden, Geheimdienste und der Militärindustrie", erklärte Girkin. Anders als Putin habe er keine Millionärsfreunde, sagte der 52-Jährige, ein Seitenhieb auf zahlreiche Korruptionsvorwürfe. Girkin wird allerdings eine Nähe zum ultranationalistischen Oligarchen Konstantin Malofejew nachgesagt.

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Girkin in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt

Militärblogger Girkin firmiert auch unter dem Pseudonym Igor Strelkow, auf Telegram folgen ihm mehr als 730.000 Menschen. Im Juli wurde er wegen "öffentlicher Aufrufe zum Extremismus" festgenommen, ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Girkin unterstützt die russische Offensive in der Ukraine, kritisiert aber öffentlich die Militärführung des Kremls.

Bei dem vom Kreml unterstützten Aufstand 2014 in der Ostukraine war Girkin als Kommandant der Separatisten in der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk bekannt geworden. Ein niederländisches Gericht verurteilte ihn im vergangenen Jahr wegen des Abschusses des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 über der Ukraine im Jahr 2014 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.

In Russland soll im kommenden Jahr eine Präsidentschaftswahl abgehalten werden. Mit der näher rückenden Wahl gehen die russischen Behörden nicht mehr nur hart gegen liberale Kritiker vor, sondern auch gegen nationalistische Kreml-Gegner, die eine Intensivierung des Angriffskrieges gegen die Ukraine fordern.

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