"Es geht nicht nur mir so"
Das russische Militär müsse reformiert und mit kompetenten Leuten besetzt werden, die eine erfolgreiche Militärkampagne führen könnten, sagt er da. "Es geht nicht nur mir so ... die Leute sind keineswegs blind und taub: die Leute auf der mittleren Ebene verbergen nicht einmal ihre Ansichten, die, wie soll ich sagen, nicht gerade schmeichelhaft für den Präsidenten oder den Verteidigungsminister sind", so Girkin.
In Russland ist direkte öffentliche Kritik an Putin mehr als selten, und direkte Kritik an den Streitkräften ist sogar unter Strafe gestellt. Das hält nationalistische Blogger allerdings nicht davon ab, sich kritisch über die Kriegsführung zu äußern, insbesondere nach dem russischen Rückzug aus der ukrainischen Region Charkiw im September. Bestraft werden sie dafür - im Unterschied zu Oppositionellen, die für weit weniger heftige Aussagen bis zu 15 Jahre hinter Gittern landen - nie.
Der Grund: Die nationalistischen Blogger sorgen für ein gewisses Gleichgewicht in der öffentlichen Meinung, sagen Experten - ihre Kritik ist ein vom Kreml durchaus gewolltes Mittel zur Darstellung von angeblicher Meinungspluralität in Russland.
An der Front
Wenn Leute wie Girkin dabei manchmal übers Ziel hinausschießen - "Strelkow" nannte Putin öffentlich schon "Clown" -, hat wenn nur verdeckte Folgen. Der ehemalige FSB-Agent, der die Annexion der Krim vor acht Jahren mit vorbereitete, den Krieg im Donbass seit 2014 persönlich befeuerte und kürzlich für den Abschuss der zivilen MH17-Maschine in den Niederlanden in Abwesenheit verurteilt wurde, wurde im Rahmen der Mobilisierung nämlich eingezogen. Sofort machten Gerüchte die Runde, dies sei eine Bestrafung - er wolle gar nicht an die Front.
Er selbst stellte seinen Einsatz als freiwillig dar, kurz danach postete er angebliche Fotos seines Einsatzes. Die stammten allerdings nicht aus der Ukraine, sondern aus Rostow am Don - das ist 70 Kilometer von der Grenze entfernt.
Kommentare