Russland übergibt 100 Leichen getöteter Soldaten an die Ukraine
Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge von Kriegsgegner Russland 100 Leichen getöteter Soldaten zurückerhalten.
Nach der Identifikation sollen die Toten den Verwandten übergeben werden, teilt der ukrainische Koordinationsstab für Kriegsgefangenenbelange am Freitag per Telegram mit.
Russland und die Ukraine warfen einander indes weitere Angriffe vor. Bei neuen russischen Raketenangriffen auf die südukrainischen Hafenstadt Odessa sind mindestens 14 Menschen getötet worden.
Drei Kinder getötet
"Leider sind infolge der russischen Raketenattacke ein Sanitäter und ein Mitarbeiter des Zivilschutzes umgekommen", teilte der Gouverneur des Gebiets, Oleh Kiper, am Freitag bei Telegram mit. Die Rettungskräfte seien nach den ersten Explosionen zum Einschlagsort geeilt und bei einem zweiten Raketenschlag getötet worden.
Es gebe zudem noch Schwerverletzte unter den Einsatzkräften. Insgesamt seien weitere 46 Menschen verletzt worden. Zudem seien dem Zivilschutz zufolge zehn Wohnhäuser und zwei Feuerwehrwagen durch die Explosionen beschädigt worden. Für den Samstag ordnete Kiper Trauer in Odessa an.
In der russisch-kontrollierten Stadt Donezk sind nach Angaben der dortigen Behörden drei Kinder beim ukrainischen Beschuss eines Wohnhauses getötet worden.
Das Haus sei in der Nacht auf Freitag direkt getroffen worden, Feuer sei ausgebrochen, teilte der Bürgermeister der Stadt über Telegram mit. Der Bürgermeister der in der Ostukraine gelegenen Stadt Donezk sprach von einem barbarischen Angriff. "Drei Kinder starben - ein 2007 geborenes Mädchen, ein 2021 geborenes Mädchen und ein 2014 geborener Bub."
Sieben Regionen von russischen Angriffen betroffen
Auch die Ukraine wurde nach Behördenangaben in der Nacht von Russland erneut mit zahlreichen Drohnen angegriffen. Zwei Menschen seien in der zentralukrainischen Stadt Winnyzja getötet worden.
Ein Wohngebäude sei getroffen worden. Drei weitere Zivilisten seien ins Krankenhaus gekommen, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Serhij Borsow, in der Nacht auf Freitag. Insgesamt seien sieben Regionen von den russischen Angriffen betroffen gewesen.
Das russische Militär hatte ukrainischen Angaben nach 27 Kampfdrohnen aus dem Süden von der annektierten Halbinsel Krim und vom Nordosten aus auf Ziele im Land gestartet. Alle Drohnen seien von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen worden.
15 Drohnen wurden Behördenangaben nach beim Anflug auf die Hauptstadt Kiew vernichtet. Es passiert immer wieder, dass Drohnen oder Trümmerteile davon beim Abschuss zivile Objekte treffen.
Destabilisierung im Zuge der Präsidentschaftswahl
Auch Russland wurde nach Angaben seines Verteidigungsministeriums in Moskau erneut von der Ukraine aus angegriffen. Die Luftabwehr habe über der an die Ukraine grenzenden Region Belgorod während der Präsidentschaftswahl sieben Raketen abgeschossen.
Ersten Erkenntnissen zufolge sei eine Person getötet worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Freitag auf Telegram mit. Der Kreml sieht in den jüngsten Angriffen in Belgorod Versuche einer Destabilisierung im Zuge der Präsidentschaftswahl durch die Ukraine.
Laut russischem Verteidigungsministerium wurden über Belgorod sieben ukrainische Raketen abgeschossen. Das konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldete, Menschen hätten zwischenzeitlich die Wahllokale verlassen und in Schutzräumen Zuflucht suchen müssen.
Der Urnengang, der Kreml-Chef Wladimir Putin seine fünfte Amtszeit sichern soll, ist für drei Tage bis Sonntagabend angesetzt.
Mann in Moskau festgenommen
Über Kämpfe in der Region berichteten auch die Behörden des ostukrainischen Gebiets Sumy, das an Belgorod grenzt. Angaben der Militärverwaltung von Sumy zufolge wurden mehrere Ortschaften im Grenzgebiet in der Nacht massiv von russischer Artillerie und Mörsern beschossen. Zudem habe die russische Luftwaffe etwa Gleitbomben in dem Gebiet eingesetzt, hieß es.
In Russland hat der Inlandsgeheimdienst FSB nach eigenen Angaben einen Mann in Moskau festgenommen, der für die Ukraine Drohnen gebaut und gestartet haben soll. Der russische Staatsbürger stehe unter dem Verdacht des Landesverrats, teilte der FSB mit. Er habe auch in unmittelbarer Nähe von Einrichtungen des russischen Verteidigungsministeriums Drohnen gestartet.
In einem von der Nachrichtenagentur Interfax verbreiteten FSB-Video heißt es, dass der Mann für die Legion Freiheit für Russland, eine Gruppe bewaffneter pro-ukrainischer russischer Exilanten und Kreml-Gegner, gearbeitet habe. Die Ukraine greift seit einiger Zeit verstärkt mit Drohnen Ziele in Russland an wie Ölanlagen, Metallwerke und Bahnstrecken, um die Versorgung und Logistik der russischen Invasionstruppen zu stören.
500 Kämpfer getötet und 1.000 weitere verletzt
Ukrainische Geheimdienstkreise erklärte, dass die Ukraine eine Ölraffinerie in der russischen Region Kaluga mit Drohnen angegriffen habe. Die Anlage sei getroffen worden, man sei dabei festzustellen, wie groß der Schaden sei.
Der Militärgeheimdienst GUR habe den Angriff ausgeführt. Zuvor hatte der Gouverneur von Kaluga, Wladislaw Schapscha, im Kurznachrichtendienst Telegram mitgeteilt, vier Drohnen seien im Gebiet der Raffinerie abgeschossen worden. Es sei keine Infrastruktur beschädigt oder Menschen verletzt worden.
Das russische Verteidigungsministerium bekräftigte unterdessen lediglich, dass am Donnerstag angeblich erneut alle Versuche von feindlichen Soldaten, auf russisches Staatsgebiet einzudringen, vereitelt worden seien. Seit Dienstag seien dabei 500 Kämpfer getötet und 1.000 weitere verletzt worden, behauptete die Behörde.
Diese Zahlen lassen sich allerdings nicht überprüfen. Russische Truppen verhinderten nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau außerdem einen ukrainischen Versuch zur Überquerung der Grenze. Die Ukraine habe versucht, Streitkräfte per Hubschrauber in die russische Region Belgorod zu fliegen, teilt das Verteidigungsministerium mit.
Seit zwei Jahren Krieg
Die Ukraine verteidigt sich seit über zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg. Im Februar hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj von 31.000 toten Soldaten gesprochen.
Internationale Schätzungen gehen teils von wesentlich höheren ukrainischen Verlusten aus. In Bezug auf Russland wiederum geht die NATO jüngsten Angaben zufolge davon aus, dass die Verluste mittlerweile die Marke von 350.000 überschritten haben.
Wie viele davon Tote und wie viele Verletzte sind, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag allerdings nicht. Moskau selbst macht keine Angaben zu Verlusten in den eigenen Reihen.
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